I Am From Austria

I Am From Austria
Auf Schloss Leopoldskron bei Salzburg zeigt Modeschöpfer Karl Lagerfeld am 2. Dezember die neue Métiers d'Art-Kollektion von Chanel. Weshalb hier? Weil das berühmteste Kostüm der Welt, das Chanel-Kostüm, seine Wurzeln in Österreich hat. Schuld daran ist eine Liebelei von Mademoiselle Coco in den 1930er- Jahren ...

Könnte Mode singen, hätte das Chanel-Kostüm ein Lieblingslied: „I am from Austria“. Doch davon später ... Insgesamt sechs Mal im Jahr zeigt Karl Lagerfeld neue Ideen für Chanel: In Paris die Sommer- und Winter-Kollektionen für Haute Couture und Prêt-à-porter, irgendwo auf der Welt im Mai die Cruise-Collection und im Dezember jeden Jahres die der Métiers d’Art. Wobei vor allem Letztere auf hochwertigem Handwerk aus eigenen Werkstätten basiert. Und der Ort der Präsentation hat immer etwas mit der Vergangenheit des Hauses Chanel zu tun. Das letzte Mal, 2013, war Dallas an der Reihe, wohin Coco Chanel in den 1950er-Jahren, vom Luxuskaufhaus Neiman Marcus eingeladen worden war. Unter den Gästen: Stars wie Kristen Stewart, Géraldine Chaplin, Dakota Fanning, Lauren Hutton und Lily Collins. Ähnlich prominente Zuschauer werden auch am 2. Dezember Schloss Leopoldskron in Salzburg bevölkern. Doch was hat das Haus Chanel mit Salzburg zu tun?

Das fragt man am besten Karl Lagerfeld persönlich. Und seine Antwort ist so überraschend wie einleuchtend: „Chanel war mit dem Baron Hubert von Pantz befreundet und hat bei ihren Österreich-Besuchen im Salzburger Schloss Mittersill die Uniformen der Angestellten gesehen“, erklärt der Meister. „Und davon hat sie später das Chanel-Kostüm abgeleitet.“ Danke Karl! Das ist wahrlich ein guter Grund, die Métiers d’Art-Show in Salzburg zu zeigen. Eigentlich hätte man da selbst draufkommen können. Die Ähnlichkeit unserer paspelierten, an den Kanten und Taschen mit andersfärbigem Stoff eingefassten Trachtenjanker mit dem Chanel-Kostüm ist ja nicht zu übersehen. Aber wird sich die gesamte Show um diese Tatsache drehen?

Der Modemeister verrät nicht, was den geladenen Gästen – um die Einladungen wird bereits heiß gekämpft – im Schloss Leopoldskron blüht. Doch, ein kleines Geheimnis wird noch enthüllt: „Ich habe mit Cara Delevingne, Pharrell Williams und Hudson Kroenig ein Video gedreht, das ich dort zeigen werde.“ Arme Cara! Derzeit nicht nur Lagerfelds Lieblingsmodel, war sie selbstverständlich für die große Victoria’s Secret-Modeschau in London vorgesehen. Datum: 2. Dezember! Für Karl verzichtet sie natürlich gerne und wird die Show in Salzburg eröffnen. Auch Pharrell ist begeisterter Chanel-Schmuckträger und der sechsjährige Hudson ist Lagerfelds Patenkind. Spielt der Kleine vielleicht gar Mozart?

Versucht man mehr über die Liebschaft Coco Chanels (geboren 1883) mit besagtem Baron (geboren 1909) zu erfahren, hat man wenig Glück. Bis auf eine winzige Ausnahme, wird in Chanel-Biografien darüber geschwiegen. Justine Picardie („Coco Chanel – The Legend and the Life“) erwähnt Hubert von Pantz auf Seite 192 genau in einem Satz. Da wird auf die 1930er-Jahre eingegangen, was Coco angehabt hat, wo sie zugegen war. Zum Beispiel auf dem Tennisplatz ihres Besitzes „La Pausa“ in den französischen Alpen, „escorted by the glamorous Hubert von Pantz“. Aus. Auch über die naissance du tailleur Chanel, die Geburt des Chanel Kostüms, ist man sich nicht einig. In den unzähligen Büchern über Chanel wird behauptet, es sei 1954, dann wieder 1956 in die Welt gekommen. Egal, Hauptsache es gibt dieses im wahrsten Sinn des Wortes einmalige Kostüm mit österreichischen Wurzeln. Existiert doch kein anderes Kleidungsstück, das untrennbar mit dem Namen der Marke in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist. Oder kennen Sie noch eines? Köstlich, aber auch sehr chanel-lig, dass aus einer in Salzburg von Männern getragenen Jacke ein Must-have für Frauen wurde. Coco Chanel hat ja ihre einmalige Karriere damit begonnen, dass sie alle Kleidungsstücke, Accessoires und Textilien, die den Männern das Leben leichter machen, für Frauen adaptierte und sie damit vom Mieder befreite: Hosen, Hemden, Jacken mit Taschen, flache Schuhe, kurze Haare ... Unfassbar, wenn man bedenkt, dass Mademoiselle Coco sich mit 71 Jahren in ihre zweite Arbeitsphase stürzte. Und nach leichten Anlaufproblemen – Europas Medien fanden die Outfits zu wenig aufregend, Amerika liebte sie sofort – bald wieder zur Königin der Modewelt emporstieg. Kaum hatte sie das Chanel-Kostüm vorgestellt, wurde es zum oft kopierten Bestseller. Getragen von Königinnen, First Ladies und Filmstars. Bis heute ...

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