FREDDIE MERCURY: Die Rock-Ikone im Film
Es hätte vieles schief gehen können. Es hätte sogar unheimlich peinlich werden können. Ein Film über Freddie Mercury, den begnadetsten Sänger der Popgeschichte. Und der schrägste, schrillste, unerhörteste, manchmal auch lächerlichste. Ein wahrer Narr vielleicht. Scaramouche, can you do the Fandango?
Und tatsächlich lief nicht alles rund, was die Verfilmung der Freddie-Mercury-Story anbelangt. Seit 2010 wurde daran herumgebastelt, einige Drehbuchschreiber scheiterten. Sacha „Borat“ Baron Cohen sollte die Hauptrolle spielen – Gottseiunsgnädig! Und dann ging es doch erstaunlich schnell. US-Kultstar Rami Malek wurde 2016 als Freddie gecastet, Anthony McCarthen („The Darkest Hour“), schrieb ein packendes Drehbuch – und von Juli 2017 bis Jänner 2018 entstand ein Musikfilm, der ohne Einschränkung zu denbesten seiner Art zählt. Großartige Songs, eh klar – aber da ist auch eine beinahe physisch spürbare Energie, eine perfekt gecastete Band, und ein Hauptdarsteller, der dem jungen Mercury verblüffend ähnlich sieht und alles, was ihn vom älteren trennt, durch sein Talent vergessen macht. Dabei war die Rolle für den Amerikaner Malek alles andere als ein Selbstläufer, wie er der beim Interview in Berlin erklärte: „Natürlich kannte ich einige Songs, die haben ja Rock’n’Roll-Geschichte geschrieben. Aber ich wusste kaum etwas über Freddie Mercury – hatte ihn noch nie sprechen gehört.“ Der sprach ein weiches aber hastiges Britisch. Eigenwillig, sehr unverwechselbar ... „Ja, das war verdammt viel Arbeit mit meinem Sprachcoach, Mann. Aber es war doch lustig, sich seine verschiedenen Schrullen anzugewöhnen. Etwa jeden Menschen mit Darling anzusprechen ...“
Exaltiert, kraftvoll, charismatisch: Freddie Mercury war als Performer einzigartig. US-Schauspieler Rami Malek (l.) schafft es allerdings tatsächlich, echtes „Freddie-Feeling“ auf die Leinwand zu bringen. Und Brian May? Der britische Schauspieler Gwilym Lee IST Brian May...
Eine Eigenart, die angeblich schon Mercurys Lehrer an der Highschool irritiert haben soll. Er ging in die St. Peter’s School nahe Mumbai, der „besten englischen Schule außerhalb Englands“. Seine Familie waren Parsen, Iraner, die vor der muslimischen Eroberung ihres Landes nach Indien geflüchtet waren. Britische Staatsbürger, sein Vater arbeitete später für das British Colonial Office in Sansibar. Doch die blutige Revolution des Jahres 1964 zwang die Familie, Sansibar zu verlassen. In London gehörte man plötzlich nicht mehr zur Elite, sondern galt als „Paki“, also kaum geachteter orientalischer Zuwanderer, irgendwo aus Pakistan oder Indien oder weiß der Teufel woher ... Freddie Mercury war damals 17, bekam schließlich einen Job am Flughafen Heathrow, wo er Koffer aufs Förderband lud. „Dieser Immigrationsaspekt war mir sehr wichtig“, erklärt Rami Malek. Seine eigenen Eltern kamen aus Ägypten nach Los Angeles. „Es ist auch eine Story darüber, welche Träume dieser Kofferschlepper am Flughafen hat, welche Probleme – und welches Potenzial.“
Rami Malek selbst war mit der HBO-Serie „Mr. Robot“ gerade zum Star aufgestiegen, als der Anruf des „Bohemian Rhapsody“-Produzenten kam. „Nach unserem Gespräch ging ich wie auf Wolken, ich war richtig high. Am nächsten Tag kam dann der Anruf: Ich sollte zu Probeaufnahmen nach London. Ein Schock. Ich musste tatsächlich vor den restlichen Queen-Mitgliedern singen!“ Offensichtlich hat Rami Malek die Sache gut gemacht – er sang auch bei den Aufnahmen selbst, erst dann wurde Freddies Originalstimme dazugemixt. Wie viel von ihm zu hören ist? „Ich weiß es nicht. Aber die Aufnahmen waren die aufregendste Erfahrung meines Lebens ...“
Der Film bietet aber nicht nur grandiose Shows, es gibt auch ruhige und todtraurige Momente. Mit Freddies erster Partnerin Mary Austen, für die er „Love Of My Life“ geschrieben hat. Mit den Männern, in die er sich ohne Rückendeckung verliebte. In den Situationen, in denen er das Ausmaß seiner Krankheit erkennt ...
„Ich bin während der Dreharbeiten zu seinem größten Fan geworden. Freddie war so vielschichtig. Sein unglaubliches Selbstbewusstsein auf der Bühne – und seine private Schüchternheit. Seine Großzügigkeit, seine absolute Hingabe: Ich habe einen persönlichen Helden entdeckt. Und einen Menschen lieben gelernt.“
QUEEN - Die Playlist
Superhits und Raritäten
1. BOHEMIAN RHAPSODY – So einen Song wird es nie mehr geben.
2. SOMEBODY TO LOVE: Der erklärte Lieblingssong von Rami Malek und den anderen Queen-Darstellern
3. KEEP YOURSELF ALIVE: Allein DAS Gitarren-Intro!
4. SHEER HEART ATTACK: Zu Unrecht vergessener Speed-Rocker
5. RADIO GAGA: Das muss man sich erst mal trauen. Und so umsetzen.
6. SEVEN SEAS OF RHYE: Soooo klassisch. Herrlich.
7. TIE YOUR MOTHER DOWN / FAT BOTTOMED GIRLS: Sooo nicht PC!
8. NOW I’M HERE: Und wie!
9. IT’S A HARD LIFE: Einmal noch in voller Pracht ...
10. INNUENDO: Stark bis zum Ende.
Noch mehr Queen...
STADION-ROCK: Queen gelten als Erfinder des Genres. Und spielten sie zu ihrer Zeit die größten Konzerte der Welt: 1981 in Morumbi (Brasilien) stellten sie mit 131.00 einen Rekord auf. Den sie 1986 mit ihrem Konzert in Knebworth selbst brachen: 140.000-180.000 Besucher.
KLASSIK: Freddie war Klassik-Fan, wie man auf Bohemian Rhapsody und später mit Montserrat Caballe („Barcelona“) hört. Über die Einladung des Royal Ballett (1979) freute er sich – bis er erkennen musste: „Ich kann überhaupt nicht tanzen!“ Der Choreograf verzweifelte: „Er schien beinahe bewegungsgestört. Erst als ich ihm sagte, mach, was du willst ging es plötzlich...“
PRINZESSIN: Zu einer tragischen Figur des britischen Königshauses verband Freddie eine lebenslange Freundschaft: Prinzessin Diana. Einmal soll er die Frau von Prinz Charles sogar verkleidet in eine Schwulenbar geschmuggelt haben...
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