Grenzgänge
Was ist erotisch? Popgöre Miley Cyrus, die auf der Bühne ihre Beine spreizt und die Zunge rausstreckt, der Busen einer Frau, der an einem lauen Sommerabend durch die transparente Bluse blitzt – oder doch eher ein vielsagender Blick, eine Geste? Willkommen im Reich der erotischen Fotografie, die ihre eigenen Vorgaben hat: Das sinnliche Spiel mit dem Betrachter – der Betrachterin –, das Ausreizen von Grenzen und Fantasien. Jede Nacktaufnahme kann provozieren oder atemberaubend sein, empören oder erregen. Es ist eine Begegnung zwischen dem Model und dem Fotografen. In diesem Fall kein Geringerer als Frank De Mulder, der von sich behauptet, die Frauen zu lieben, "ihren Stolz, aber auch ihre Verwundbarkeit, ihre Stärke und verführerische Ausstrahlung". Für ihn ist sein Werk "Glorious" eine Ode an die Frau.
Die Lust, nackte Körper darzustellen, ist nichts Neues. Von Höhlenmalereien bis zu den Göttern der Antike – der unverhüllte Mensch fasziniert. Bereits im 19. Jh. kamen Aktmotive in Mode, regten an und auf. Vor allem die Bilder von nackten Frauen gingen um die Welt – oft als Postkarte. Auch das wissenschaftliche und künstlerische Interesse war groß. Die freizügigen Dokumente dienten als Vorlage, um zu studieren, zu forschen, zu vermessen, zu vergleichen, was eigentlich verborgen ist. Und wohl auch um festzulegen, was schön ist. Doch was ist wirklich schön? Das entscheidet jeder für sich selbst. Vor allem, wenn es um Erotik geht.
Nackt ist übrigens nicht immer nackt. Josephine Baker formulierte es einmal so: "Ich war nicht wirklich nackt. Ich hatte nur keine Kleider an."
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