"Forrest Gump": Süß aber ohne Nachfolger, warum eigentlich?
Der Schauspieler Tom Hanks unterscheidet sich von vielen seiner Kollegen wohl dadurch, dass er ein gutes Händchen für einprägsame Rollen hat. Den Beweis dafür erbrachte er 2015 mit der Antwort auf eine Frage des Talkshow-Moderators Graham Norton: „Was schreien dir die Leute am häufigsten nach, wenn sie dich zufällig irgendwo sehen?“ Hanks musste nicht lange überlegen: „Run, Forrest, run!“
Im Film aus dem Jahr 1994 flüchtet der junge Forrest vor seinen Altersgenossen, verliert so seine Beinschienen, entdeckt, dass er ein sehr schneller Läufer ist und startet Jahre später aus Liebeskummer einen dreijährigen Dauerlauf quer durch Nordamerika. Erst kürzlich erzählte der Schauspieler von seiner Frau Rita. Sie würde, so Hanks, 63, diese Szenen bis heute lieben. „Wenn der Film wieder mal im Fernsehen läuft, kriegt sie große Augen. So einen durchtrainierten Hintern hatte ich danach nie wieder.“
Meilenstein der Filmtricks
Tom Hanks ist Forrest Gump und Forrest Gump ist Kult. Manche Filmkenner sprechen sogar von einem Phänomen, weil Gump mit seiner liebenswerten Naivität eine ganze Generation begeistert hat. Ein Mann mit einem Intelligenzquotienten von nur 75, der alles, was er anpackt, in Erfolg verwandelt – obwohl er dabei vor allem an das Wohl anderer denkt.
25 Jahre sind seither vergangen und jeder, der sich den Film 2019 erneut anschaut, wird feststellen, dass er kaum etwas von seinem Charme und seiner Faszination eingebüßt hat. Forrest lebt – nicht nur weil die Geschichte über den liebenswerten Sonderling sechs Oscars abgeräumt, über 670 Millionen Dollar eingespielt hat und ein Meilenstein in der Filmbearbeitung war. Regisseur Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“) hatte ein paar Jahre zuvor in der Komödie „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ Trick- und Realfilm vermischt – was damals einer Pionierleistung gleichkam.
Bei „Forrest Gump“ mogelte er Tom Hanks mit Hilfe von Techniken wie „Morphing“ und „Warping“ in historische Aufnahmen mit echten Personen; etwa zu einem Ping-Pong-Match zwischen den USA und China und an die Seite von US-Präsident Lyndon B. Johnson, der ihn für „seinen“ Kriegseinsatz in Vietnam auszeichnet. Das Kinopublikum war fasziniert.
Gump und seine Gumpismen
Für Filmmuseum-Direktor Michael Loebenstein sind es Szenen wie diese, die „Forrest Gump“ als Film seine spezielle Bedeutung verleihen. „So virtuos der Regisseur mit Technik umging, so sehr bewegte er uns Zuseher auch mit einer durchaus anspruchsvollen Story.“
Flower Power und Kalter Krieg, Liebe und Protest, Aufbruch und Neuerfindung: „Forrest Gump“ ist mit einer Länge von 136 Minuten vollgepackt mit Themen, die heute eine Top-Serie auf Netflix hergeben würden.
Das Vermächtnis des Forrest Gump ist aber weitaus größer. Ein Roman, der dem Blockbuster als Vorlage gedient hatte, wurde von dessen Autor Winston Groom mit einem weiteren Werk ergänzt: „Witz und Weisheit des Forrest Gump“. Diese Lebensphilosophien sind schließlich als Gumpismen in den Sprachschatz eingegangen. Auf der berühmten Bank sitzend, erzählt Forrest ihm unbekannten Menschen, die neben ihm Platz nehmen und auf den Bus warten, aus seinem Leben. Viele der Sätze beginnen mit „Meine Mama hat immer gesagt ...“, gefolgt von einem Gumpismus wie: „Man muss die Vergangenheit hinter dir lassen, bevor man weitermachen kann.“
Die berühmte Filmbank gibt es übrigens noch. Sie befand sich ursprünglich im historischen Savannah am Chippen Square in Georgia. Nach den Dreharbeiten kam sie ins Savannah History Museum, um sie vor schlechter Witterung oder Diebstahl zu schützen. Dort steht sie noch heute.
Forrest Gump 2
Erst vor wenigen Monaten schaffte es „Forrest Gump“ erneut gleich zweimal in die News. Zum einen sollen noch diesen Monat in Indien die Dreharbeiten für ein Bollywood-Remake beginnen. Zum anderen rückte Drehbuchautor Eric Roth in einem Interview mit der Story heraus, dass sieben Jahre nach dem großen Erfolg eine Fortsetzung in Planung war.
„Forrest Gump 2“ hätte die spektakulärsten Ereignisse der 90er-Jahre verarbeitet: von O. J. Simpsons aufsehenerregender Flucht in einem weißen Ford Bronco bis zum Aufstieg von Lady Di zum Darling der Medien.
In der neuen Skriptfassung war neben einem Treffen mit Prinzessin Diana bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung auch eine neue Liebe für Forrest vorgesehen. Laut Drehbuch wäre die Romanze aber wie im ersten Teil tragisch beendet worden. Jenny starb an einer Krankheit, Forrests zweite Liebe wäre unter den 168 Todesopfern des Bombenattentates von Oklahoma 1995 gewesen.
Eric Roth hatte seine Drehbuchfassung am 11. September 2001 eingereicht. An diesem Tag traf er sich mit Tom Hanks und Regisseur Robert Zemeckis, um Details des Projekts zu besprechen. Die Anschläge in New York und Washington, die am Morgen passiert waren und die Welt in Schockstarre versetzten, änderten aber alles: „Wir blickten uns an und sagten: Der Film macht jetzt keinen Sinn mehr.“
Wer "Forrest Gump" im Kino sehen will, hat am 19. November die Gelegenheit dazu - im Haydn-Kino in Wien, in Originalfassung.
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