Multimedia: Star der Woche

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"Twigs" nannten sie ihre Freunde als Kind. Vor allem die aus dem Tanzunterricht, weil sie nicht nur dünn wie ein Stecken war, sondern ihre Gelenke auch noch knackten und krachten, als würde jemand trockene Zweige zerbrechen.


Und Twigs nannte sich Tahliah Debrett Barnett selbst, als sie mit 17 vom beschaulichen Gloucestershire nach London zog und ihre Karriere als Tänzerin durchzustarten begann. In Videos von Kylie Minogue, Ed Sheeran und Taio Cruz ist die Britin mit spanischen und jamaikanischen Wurzeln zu sehen, wenig später dann in Jessie J's Do It Like A Dude und Price Tag.

"Ich wurde besser bezahlt als die anderen Mädchen und musste nicht mehr zu Auditions gehen, weil die Regisseure wussten, dass ich zuverlässig bin. Beim Filmen war ich ein One-take-wonder - das schätzen die Produzenten", sagt die heute 26-Jährige rückblickend. Aber? "Ich hab sehr früh begonnen, selbst Musik zu machen. So mit 15, und immer weiter Songs geschrieben. Als ich dann von einem Label gesignt wurde, habe ich damit aufgehört, für andere zu tanzen. Es füllt einen ja nicht aus, ein ,Video Girl' zu sein."

"Is she the girl from the video?" heißt es passend dazu auch in ihrem neuesten Song Video Girl. Schon die dritte
Single auf ihrem eben erst erschienen Debüt Album LP1. Mystische Songs mit flirrenden Soundbites und viel Percussion, die aber selten auf den Tanzboden treibt, sondern eher die düstere Grundstimmung verstärkt. Dazu ihre Engelsstimme, mit der sie schon auch mal Deftigkeiten flötet. Trotz der oft sehr hohen Tonlagen will mir dabei allerdings weniger Kate Bush in den Sinn kommen, wie vielen meiner Kollegen, sondern eher Laurie Anderson. Und ja, klar, Massive Attack, Portishead - und hier und da zeigt Twigs auch, dass sie durchaus das Zeug zur R'n'B-Queen hat. Also stimmlich.

Ach ja, da war ja noch was mit dem Namen. Woher kommt das FKA vor Twigs? Ein US-Kiddypop-Duo, das den Namen anscheinend schon länger verwendet, drohte ihr Klage an. Deshalb das sperrige FKA (formerly known as) am Beginn. Das nichts daran änderte, dass sich inzwischen nicht nur Auskenner-Magazine wie Pitchfork um sie reißen, sondern Hochglanz-Stylewächter wie Elle, Vogue und Dazed & Confused. Obwohl nichts darauf hindeutet, das sie es ihren Hörern in Zukunft leichter machen wird als mit ihren frühen Erfolgen wie Water Me, Papi Pacify oder Hide scheint dem Aufstieg zum Superstar nichts mehr im Weg zu stehen. Und das ist doch gut so.

CARIBOU: Can’t Do Without You – Hypnotischer Track des kanadischen Elektronikers. Und dann fährt er voll ab...

LIL B: No Black Person Is Ugly – Einer der stärksten Hip-Hop-Tracks des Jahres.

THE ROOTS: Airport – Die Hip-Hop-Alt-meister, live am Flughafen. Geniales Video.

J MASCIS & CAT POWER: Wide Awake – Fantastische Ballade eines Dreamteams.

RADIOHEAD: High And Dry – Als Herr Mascis mit Romantik noch nichts am Hut hatte, waren’s die Briten bereits. Mehr Herzweh geht nicht.

BEN KHAN: Drive – Elektro meets heavenly guitar. Und die Stimme! Der Mann ist ein Gott.

JOSÉ JAMES: Every Little Thing – Der bisher schärfste Song des Soulers/Rappers aus Minneapolis.

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