Hinter den Kulissen der Fashion Week und die Trends für 2022

Ein Model kämpft bei der Show von Cavalli mit ihren Schuhen
Mailand wird als Modehotspot wieder relevanter. Die freizeit hat hinter die Kulissen der Fashionshows und Partys geblickt.

Eine schwarze Limousine nach der anderen schlängelt sich durch die Innenstadt von Mailand. Es sind Stars der Fashion Week, die zu den mehr als 150 Schauen und Präsentationen vorgefahren werden. Darunter auch Anna Wintour, Chefin der US-Vogue.

Kurz zuvor ist die mächtigste Frau der Modewelt noch die Via Gesu im Herzen der Stadt entlangspaziert. Ganz ohne Bodyguards und Assistenten – ein äußerst seltener Anblick, der von Passanten sofort per Handy festgehalten wird.

Die weltbekannte Chefredakteurin muss sich ihren Platz in der ersten Reihe der Schauen dieses Mal mit weitaus weniger berühmten Newcomern teilen.

Hinter den Kulissen der Fashion Week und die Trends für 2022

Anna Wintour überraschend gut gelaunt nach ihrem Spaziergang in der Via Gesu

Neue Stars in der ersten Reihe

Nicht einmal Modeinsider erkennen die Stargäste bei Hugo Boss oder Etro auf Anhieb. Schon vor einigen Jahren wurden Hollywood Celebrities und Musikgrößen in der Front Row von Instagram-Promis abgelöst – in Mailand werden nun aber auch junge TikToker verstärkt von den Luxuslabels hofiert.

So wie Addison Rae, die ihre 85 Millionen Follower mit Tanzeinlagen unterhält. Sie darf bei Versace in der ersten Reihe sitzen und gönnt sich danach ganz keck ein Gelato – im pinken Designerkleidchen am Straßenboden sitzend. Für Altpromis wie Anna Wintour undenkbar.

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Addison Rae

Bei Hugo Boss hat man TikToker Khaby Lame (über 100 Mio. Follower) sogar auf den Catwalk gebeten. Ihm jubeln die restlichen Gäste wie Caro Daur oder Chiara Ferragni begeistert zu. Letztere ist die wohl berühmteste Influencerin der Welt und hat bis zum verspäteten Show-Beginn ihr Popcorn-Sackerl leer gegessen.

Neben Blicken auf das Handy überbrücken Promis das Warten gerne mit der Begutachtung der Kollegen. Wer trägt was – und wie exklusiv sind die oft vom jeweiligen Label geliehenen Stücke für den kurzen Modeauftritt?

Hinter den Kulissen der Fashion Week und die Trends für 2022

Keine Sneakers mehr

An den Taschen und Schuhen sind die hochkarätigen Modevorbilder oft zu erkennen, verrät Fotografin Sofie Engelschiøn. Sie ist ein absoluter Profi, wenn es um das Who is Who der Fashion Week geht und steht vor jedem Showeingang. Street-Style-Trends kennt sie aus erster Hand: „Die Fashionistas tragen derzeit die Minibag von Dior und Sandalen und Stiefeletten von Bottega Veneta.“

Außerdem werden kräftige Farben wie Grün oder Pink von Kopf bis Fuß getragen.

Und noch ein Detail fällt auf den Straßen von Mailand ganz besonders auf: Die It-Girls der Stunde tragen allesamt keine Turnschuhe, die noch vor Kurzem als Must-have galten. „Nun werden wieder High Heels getragen. Auch Plateauschuhe sind zu sehen und klobige Stiefel sind sehr angesagt. Für Trendsetter sind die Sneakers out“, bestätigt die Street-Style-Fotografin.

Ann-Kathrin Götze, Influencerin und Ehefrau von Fußballprofi Mario Götze, erzählt im freizeit-Gespräch am Rande der Boss-Show, dass auch sie immer seltener zu Sneakers greift. „Oversized Blazer und Loafers sind derzeit meine Lieblinge.“

Ihre Kollegin Leonie Hanne dagegen liebt High Heels. Beim Cocktail von Beautyspezialist Sunday Riley kann sie in ihren Plateau-Ungetümen von Versace (Foto oben) dann aber tatsächlich nicht mehr gehen. Weiße Frottee-Schlapfen werden organisiert, in denen sie still und heimlich die Party verlässt.

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Die Stylistinnen Anna Rosa Vitiello und Bettina Looney

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Model und Modevorbild Candela
Novembre aus Argentinien

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Insta-Prominenz vor der Etro-Show: Xenia Adonts, Caroline Daur and Tamara Kalinic.

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Leonie Hanne in ihren Versace-Schuhen, die sie später ausziehen musste

Turnschuhe werden eingemottet. Modevorbilder wie Caro Daur und Leonie Hanne sieht man jetzt vor allem in High Heels, Plateauschuhen und derben Stiefeln.
Auch sehr angesagt: Outfits von Kopf bis Fuß in einer Farbe zu tragen.

Trendsetter setzen weiter auf Minibags. Großes Thema  ist Oversize. Blazer und Mäntel in Übergröße sind Must-Haves der Stunde. Dazu gibt es Seidenkleider und Strick.

Der Hosenanzug  ist  in knalligen Farben stark vertreten. Dazu werden gerne bauchfreie Tops kombiniert. In Mailand geht es  generell etwas schicker zu als auf der Fashion Week in London oder Kopenhagen.

Keine österreichischen Influencer

Österreichische Influencer sind dieses Jahr übrigens Mangelware auf der Modewoche. Eine Ausnahme macht Christl Clear. Die Wiener Buchautorin ist für Zalando als Trendscout im Einsatz: „Ich habe derzeit eine Schwäche für Pullunder und hätte auch nicht gedacht, dass ich das mal anziehen werde. Ansonsten setze ich derzeit vor allem auf Oversize. Von Blusen bis zu Mänteln.“

Zurück in die Siebziger

Auf den Laufstegen sieht man jetzt schon wieder eng anliegendes, auf jeden Fall kurzes. Prada präsentiert Ultraminiröcke, die wohl nur stehend getragen werden können.

Wer Retro-Chic mag, darf sich schon auf den Sommer freuen. Fendi zeigt weite Glitzerkleider im Siebzigerjahre-Style, die an glamouröse Disconächte erinnern. Bei Marina Rinaldi, Missoni und Versace funkeln die Abendkleider ebenfalls um die Wette.

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Fendi

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Missoni

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Armani

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Armani

Madonnas Tochter und eine übercoole Naomi

Neben einer fulminanten Kollektion sorgt Versace mit seinen Models für Aufmerksamkeit: Eine übercoole Naomi Campbell, die während des Walks ihre Tasche ins Publikum wirft, aber auch Madonnas Tochter Lourdes und Sängerin Dua Lipa.

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Naomi lief für Versace

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Madonnas Tochter Lourdes

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Versace

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Drome

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Prada

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Kastige Schnitte und Purismus bei Jil Sander

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Gigi Hadid für Tod's

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Max Mara

Viel funkelnder Retro-Charme aus den Siebzigern kommt nächsten Sommer auf  uns zu. Lange, weite Glitzerkleider, die schon Bianca Jagger  oder Grace Jones in der Kultdisco Studio 54 ausführten zeigt Fendi, sind aber auch bei Missoni und Marco de Vincenzo für Marina Rinaldi zu sehen.

Dazu gibt es satte Farben bei Emporio Armani und MSGM, aber auch viel Weiß  bei Jil Sander und Tod’s. Ul-trakurze Miniröcke könnten  Pradas Hit für den nächsten Sommer werden.

Extrem weiches Leder bleibt weiterhin ein beliebtes Material. Die  knallige Versace-Show sorgte für Begeisterung, ebenso wie Fendis Entwürfe. Bottega Veneta und Gucci waren nicht im Show-Kalender vertreten.

Nicht für jeden Geschmack: Die Kollektion von Blumarine mit den Modesünden aus den Neunzigern – rosa Hüfthosen bis Schmetterlinggürtel.

Wo Models feiern

Das Label schmeißt ebenso eine große Party wie Michael Kors. Und noch eine Design-Legende hat zur privaten Ausstellungseröffnung geladen – Giorgio Armani. Wer hier nicht auf der sehr reduzierten Gästeliste steht, der kann zumindest noch in Armanis eigenem Club in Mailand feiern. So wie es etwa die österreichischen Models Viktoria Machajdik und Laura Strantz machen.

Sie verraten auch, warum sie gerne in den Luxusdiscos von Cavalli und Armani feiern: Promoter bringen Models gratis in die Clubs, inklusive VIP-Tisch und Getränken. Alle anderen müssen schon alleine für den Eintritt 30 Euro berappen. Günstiger kann man mit der Modeszene in anderen Hotspots wie 10 Corso Como oder Radio Rooftop auf Tuchfühlung gehen.

Dieses Jahr waren die Plätze für die Modeschauen durch Covid-Sicherheitsvorschriften noch strenger limitiert als sonst. Die erste Reihe füllten dennoch nicht nur alte Bekannte wie US-Vogue Chefin Anna Wintour.

Die bestbezahlte TikTokerin Alisson Rae war  Gast bei Versace, Hugo Boss hatte TikTok-Star Khaby Lame   für eine Einlage gebucht.

Auch   Italiens Modepromi Chiara Ferragni beehrte einige Shows und bei  Missoni saß  das Topmodel  Bar Refaeli in der ersten Reihe.

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Joshua Jackson bei Armani

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Sängerin Dua Lipa mit Donatella Versace

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Die Topmodels Bar Refaeli and Tina Kunakey als Stargäste bei Missoni

Alles beim Alten

Es ist unübersehbar: Mailand lebt als Fashion-Institution gerade wieder auf. An jeder Ecke hängen haushohe Anzeigen der Luxushäuser. Hugo Boss und auch Maison Margiela zeigen neuerdings in Mailand ihre Kollektionen statt in New York oder Paris.

Und die Modewoche gibt sich auch gesellschaftspolitisch motiviert. Eine Veranstaltung zum Thema „Black Lives Matter“ fand ebenso statt wie eine Gesprächsrunde bezüglich Nachhaltigkeit.

Doch Sophia Batson rollt bei dieser Info müde mit den Augen. Die Gründerin des „Orchid“-Modemagazins, das für mehr Diversität steht, kritisiert gegenüber der freizeit, dass die Modebranche es viel zu wenig ernst meint. „Sie buchen jetzt alle mehr schwarze Models und denken, dass sie damit genug tun. Aber die Inhalte in den Magazinen und Werbungen sind noch immer die gleichen. Das ist alles rein oberflächlich.“

Die Modewelt hat sich trotz „Black Lives Matter“, den Klimademos der Schüler und der Pandemie also fast nicht verändert. Wie lange man sich jedoch noch mit Scheuklappen in alter Form selbst feiern kann und will, bleibt abzuwarten.

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