Wirklich wichtig

In der dieswöchigen Gemeinderatssitzung beantragte unser Jugendgemeinderat Bobby die Legalisierung von Marihuana. Die Gemeinderäte und -Innen dachten, das sei ein Scherz, doch Bobby hatte sogar eine Power-Point-Präsentation vorbereitet. Er argumentierte, dass ein Fünftel aller Bewohner gelegentlich kiffe und jeder Spaziergänger wisse, dass hinter Puch-Peppis Bauernhof kein Tee wachse. Die Gemeinde könnte den Verkauf fortan kontrollieren, Steuern einheben, und nachdem ohnehin immer mehr Staaten Cannabis legalisierten, sei es nur eine Frage der Zeit, bis dies auch in der Alpenrepublik passiere, und es wäre doch toll, wenn unsere Gemeinde einmal der Zeit voraus, statt ihr immer hinterher sei. Skeptiker schrien, das sei gefährlich, doch Bobby meinte, Cannabis schädige viel weniger als Alkohol, der ja auch mal verboten war. Zuletzt erinnerte Bobby an die Kollegen im Pfarrgemeinderat, die bei ihrer Exkursion nach Amsterdam nicht nur die Oude Kerk, sondern auch einen Coffeeshop besucht hatten; „Die sind a net als Drogenabhängige zurückgekommen! Der Pfarrer hat sogar g’sagt, im Coffeeshop hätten alle ihren Glauben viel stärker gefühlt und dem Messdiener wär’ ein Engerl erschienen.“ Der Gemeinderat diskutierte eine Weile, doch die rechts Sitzenden waren vehement dagegen: „Keine Drogen bei uns!“ Der Antrag wurde abgelehnt und alle marschierten ins Wirtshaus zu Zigaretten und Zwetschkenschnaps. Bobby war traurig, nahm sich jedoch vor weiterzukämpfen. Eines Tages, da war er sich sicher, würde Marihuana legal werden. Insgeheim wussten das auch die rechts Sitzenden, doch die waren froh, dass man bis dahin ein Thema hatte, über das alle so verbissen diskutierten, dass niemand über die Details zur Bankenrettung und die neuesten Fehlurteile unseres Dorfrichters nachdachte. Denn da ginge es um mehr als Rauch.

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