Die Nachbarin, Fabian und seine Sünden

Kleine Sünden straft der Herrgott sofort, auch bei Hunden.

Das erste Anzeichen, dass in der Beziehung zwischen Mensch und Hund etwas entgleist, ist oftmals, wenn Hund denselben Namen hat wie Kinder auf dem Spielplatz. Der Drei-Kilo-Vierbeiner meiner Nachbarin hört auf den Namen Fabian, wie mein Ex-Ex-Ex-Freund, und das wäre ja belustigend, wäre Fabian der Hund nicht noch ein größeres G’frastsackerl als Fabian der Ex-Ex-Ex. „Ich bin so fertig“, heulte die Nachbarin unlängst ins Telefon. „Fabian hat eine Penis-Entzündung! Er hat sich wundgeleckt und jetzt muss er eine Halskrause tragen, und er ist so arm!“, schluchzte sie, während sich mein Mitleid sehr in Grenzen hielt: Fabian keift kleine Kinder an, beißt mir beim Joggen in die Laufschuhe und gackst ins Stiegenhaus – kleine Sünden straft der Herrgott sofort, auch bei Hunden! „Du, ich glaub’ mein Akku ist gleich leer“, sagte ich und legte auf, was eine sehr schlechte Idee ist, wenn man mit der Nachbarin telefoniert. Und so standen Fabian und sie fünf Minuten später vor der Tür. Offiziell, um mir einen Stapel Kochbücher zurückzugeben, doch dann ging der Jammer schon weiter: „Ich konnte heute gar nicht arbeiten gehen, weil der Fabian so krank ist!“, kirrte sie und ich hörte ihr zu, den Stapel Bücher in den Armen, bis plötzlich mein Fuß durch den rechten Schuh hindurch ganz warm und nass wurde. „Oooooooooh!“, schrie die Nachbarin verzückt auf, „braver Fabian! Lieber Fabian! Guter Fabian! Ach Vea, dich schickt der Himmel, er konnte schon den ganzen Tag nicht Pipi machen, aber jetzt endlich! Du bringst mir Glück!“, schrie sie auf. „Darf er morgen bei dir bleiben? Dann könnte ich in die Arbeit“, fragte sie und ich lächelte diabolisch: „Aber natürlich, dann spiel ich mit dem Fabian Fußball!“ – „Ach, er liebt Bälle“, sagte die Nachbarin und verabschiedete sich. Und morgen werden wir erfahren, ob Fabian es auch liebt, der Ball zu sein.

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