Außerhalb des Protokolls

Grüß Gott – Amsterdam – Nein, keine Flüssigkeiten – Danke – Hello – Salzig – Schwarztee – Good bye. Nein, das ist kein Gedicht von einem Jungautor, der gerne Peter Handke wäre, sondern das sind alle Worte, die man benötigt, um mit dem Flugzeug Österreich zu verlassen. Es gäbe die Möglichkeit, dieses Repertoire um einen heftigen Streitdialog zu erweitern, indem man bei der Sicherheitskontrolle diskutiert, ob man die Großpackung Parfum oder das Schweizer Taschenmesser mitnehmen dürfe, aber diese Diskussionen sind so fruchtbar, als würde man mit dem Kopf gegen eine Betonwand laufen, um in ein Haus zu kommen. Ein Dutzend Worte ist erschreckend wenig, wenn man bedenkt, dass einem auf dem Weg von Check-In bis Baggage Claim Tausende Menschen begegnen. Doch Reinhard Mey irrte, als er sang, „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. Denn nirgendwo ist man mehr Ölsardine in einer fliegenden Dose als über den Wolken, nirgendwo so stark in ein vorgeschriebenes Protokoll an Abläufen und Worten eingezwängt. Wie Charles Darwin schon sagte; hätte die Evolution den Menschen im Luftraum gesehen, hätte sie ihm Flügel verpasst. Sie merken, ich hasse fliegen. Und als ich diese Woche nach Amsterdam fliegen musste, war noch dazu das Wetter schlecht. Der Pilot erklärte, dass es kein Bordservice geben würde, da mit starken Turbulenzen zu rechnen sei. Und noch während das Mikrofon seine Stimme in die Kabine übertrug, sackte das Flugzeug gut fünfzehn Meter nach unten. Anzugträger kreischten, ich dachte schon, das war’s jetzt, doch der Pilot begann zu singen: „Oh that’s the way, ahah i like it, ahaha.“ Und sogleich war nicht nur meine Angst dahin, sondern auch die der kreischenden Anzugträger – das ganze Flugzeug lachte. Ist es nicht toll, was wenige Worte außerhalb des Protokolls bewirken können?

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