Avocado und Zitronengras: So machen Haubenköche den Heringssalat

Matjes mit Yuzu von Simon Kotvojs („Kikko Bā“).
Vier Spitzenköche tischen für den KURIER außergewöhnliche Varianten des Heringssalates auf.

Äpfel, Zwiebel, Erdäpfel und Heringe: Einst galt der Heringssalat als "Arme-Leute-Essen", da alle Zutaten günstig erhältlich waren. Die sauren Noten der Äpfel sollten den besonders fettreichen Hering – der sogar einen höheren Fettanteil aufweisen kann als Lachs – geschmacklich ausgleichen. Die Wiener zelebrieren den Heringsschmaus bereits seit gut 170 Jahren: Die Spezialität entwickelte sich aus einem italienischen Salat heraus, für den auch manchmal Sardellen verwendet wurden. Mit dem fleischlosen Heringssalat wurde die ab Aschermittwoch beginnende Fastenzeit eingeläutet.

Eine hochkalorische Marinade mit Mayonnaise vertrug sich streng genommen noch nie mit der kirchlichen Zeit der Enthaltung: Sollen sich doch Gläubige in den kommenden Wochen bis Ostern in Verzicht üben.

Auch zum heutigen Zeitgeist der leichten, facettenreichen Aromen will ein schweres Dressing so überhaupt nicht passen: Deswegen bat der KURIER drei Haubenköche und eine Haubenköchin um ihre ganz persönliche Interpretation der Fastenspeise.

Hering, bitte anders

Der vegetarische Haubenkoch Paul Ivic ("Tian") wählt für seine fischfreie Variante im Ofen bissfest gegarte Rote Rüben, die sich voller Raucharomen am Teller präsentieren und vom fehlenden Hering gekonnt ablenken.

Haubenköchin Sohyi Kim ( "Kim kocht") kredenzt eine Geschmacksexplosion aus Papaya, Mango und Lemongras.

Der junge Haubenkoch Fabian Philler im Palais Coburg kombiniert Ananas und Curry für seinen Salat in leuchtendem Gelb.

Simon Kotvojs, Küchenchef in der neuen "Kikko Bā", setzt ebenso auf exotische Geschmacksnoten: Bei ihm spielt die japanische Yuzu die Hauptrolle – die Zitrusfrucht schmeckt nach Limette und Mandarine, überrascht aber unseren Gaumen mit einer leicht bitteren Note.

Abschließend noch die Frage, wie es um den Bestand des beliebten Speisefisches steht: Laut dem WWF sollte man auf die Herkunft achten und bestimmte Subfanggebiete im Nordostatlantik meiden. Der Heringsbestand der zentralen Ostsee ist in gutem Zustand und wird seit zehn Jahren nachhaltig befischt. Übrigens kommt heimischer Fisch wie Forelle oder Karpfen selten auf unsere Teller: Von zehn Kilogramm Fisch, die wir jährlich verzehren, sind nur 0,6 Kilo aus österreichischer Zucht.

Zwar zeigen manche Teichwirte Interesse, ihre Zucht auszubauen, allerdings macht ein gefräßiger Zeitgenosse ihnen das Leben schwer: der Fischotter. In den vergangenen Jahren haben alleine in der Steiermark 50 Teichwirte aufgegeben.

Die vier Heringssalat-Varianten der vier Spitzenköche

Avocado und Zitronengras: So machen Haubenköche den Heringssalat

Scharfer Matjes

Avocado und Zitronengras: So machen Haubenköche den Heringssalat

Rübe statt Fisch

Avocado und Zitronengras: So machen Haubenköche den Heringssalat

Hering & Ananas

Avocado und Zitronengras: So machen Haubenköche den Heringssalat

Matjes mit Yuzu

Kommentare