Luxus-Tempel von Paul Bocuse verliert seinen dritten Stern

Luxus-Tempel von Paul Bocuse verliert seinen dritten Stern
Das Restaurant L'Auberge du Pont de Collonges wird künftig nur noch zwei Sterne haben: Das Essen sei nach wie vor sehr gut.

Vor fast genau zwei Jahren starb Paul Bocuse – "Koch des Jahrhunderts" und "Papst der französischen Küche". "Monsieur Paul", wie er von seinen Mitarbeitern ehrerbietig genannt wurde, galt als Vertreter der "Nouvelle Cuisine", eine Bewegung einst junger Köche, die die französische Küche entstaubten. Einfache Zubereitung, frische Zutaten, Regionalität: "Ich mag identifizierbare Gerichte mit Knochen und Gräten", sagte der Spitzenkoch einmal.

Das Essen in seinem Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges in der Nähe von Lyon sei zwar nach wie vor ausgezeichnet, heißt es seitens des Restaurantführers Michelin. Aber nach den Testessen im Jahr 2019 sei es nicht mehr auf dem Niveau des dritten Sterns.

Luxus-Tempel von Paul Bocuse verliert seinen dritten Stern

Trüffel und Stopfleber

Erstmals seit 1965 wird  der Gourmet-Tempel ab der neuesten Ausgabe, die am 27. Jänner erscheint, daher nur noch zwei Sterne tragen, bestätigte Michelin am Freitag. Ein Schock für alle Fans der französischen Küche.

Das Restaurant wirkt heute wie in seinen ersten Tagen: Noch immer gibt es die berühmte schwarze Trüffelsuppe "VGE" mit Blätterteig-Haube (5 Gramm Schwarze Trüffel, 10 Gramm Gänsestopfleber), die der Star-Koch 1975 für Präsident Valery Giscard d’Estaing kreierte, als dieser ihm die Ehrenlegion an die Brust heftete.

Zu seinem Imperium gehören mehr als 20 Restaurants, eins davon in Disney World in Florida und mehrere in Japan. In den letzten Jahren seines Lebens wirkte Bocuse wie ein Gralshüter der alten Garde, die an den Glanz vergangener Tage nicht mehr anschließen konnte.

Gourmets aus aller Welt pilgerten lieber nach Skandinavien oder nach Südamerika, um Sellerie-Schawarma oder Carpaccio von Schwertmuscheln zu genießen. Auch der Guide Michelin zeigt aktuell ein wenig erfreuliches Bild: So gibt es heute mehr drei-Sterne-Restaurants in Tokyo als in Paris. Aber weil die Franzosen noch immer ein saftiges Lammhaxerl, Rotwein und eine delikate Käseauswahl zu schätzen wissen, erhob die Unesco die französische Küche im Jahr 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe.

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