Bevor der Hund den Trüffel futtern kann, ist die Knolle in der Umhängetasche verschwunden. Ein daumengroßer Trüffel von der schwarzen Art.
Black matters
"Heuer sind sie um ein gutes Viertel größer als in den Jahren zuvor, weil der Sommer so ideal feucht war“, sagt Poltnig und schon heißt es den Hunden zu folgen. „Man muss schon wissen, auf welchem Boden der Trüffel wächst“, sagt der Österreicher. „Bei uns gibt es den weißen Trüffel nicht. Dafür sind die Winter zu kalt, dafür gibt es den schwarzen.“
Als Richard Poltnig vor mehr als zwanzig Jahren bei der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft angefragte, wo der Trüffel hierzulande wächst, schickte man ihm eine geologische Studie. Richard Poltnigs Bruder – ein Geologe – hat bei der Standortsuche geholfen. Der Edelpilz liebt drainagiertes Terroir mit alkalischem Untergrund, also zum Beispiel Schotterboden oder Kalkfelsen. Außerdem kommt der Trüffel in Föhnfurchen vor, welche durch das Vorkommen von Kiefern angezeigt werden.
Als Poltnig – die Österreich-Karte vor sich – nach diesen Kriterien suchte, traute er seinen Augen nicht: Sein Haus in Kärnten bei Bleiburg befindet sich in einer potenziellen Trüffelzone. Schon beim ersten Rundgang wurde man keine hundert Meter vom Wohnhaus fündig. „Dr. Richard Poltnig / Trüffeljäger“ steht auf der Visitenkarte des großen, bärtigen Mannes.
Er ist promovierter Physiker an der Uni Graz, aber sein Werdegang als Schwammerl-Aficionado und -Auskenner war schon ab seinem 14. Lebensjahr vom Herrenpilz, Eierschwammerl, Morchel, Schupftintling, Semmelstoppler & Co. geprägt.
Wegen seiner Leidenschaft für Mykologie wurde ihm dann schon mit 15 von der Firma Kärntner Pilzexport ein Ferialjob angeboten. Später gründete Poltnig seine eigene Pilzfirma: die Frischpilze mit bis zu zehn Angestellten. Pro Saison wurden Eierschwammerln im dreistelligen Tonnenbereich nach Deutschland, Italien, die Schweiz und Frankreich exportiert.
Das Talent zum Schnüffeln
Jetzt, in seiner Pension, ist der Warenumsatz geringer geworden, dafür aber umso edler. Auf den Trüffel gekommen ist Richard Poltnig durch Tibor, seinen ungarischen Lieferanten von Trüffeln, der eines Tages bemerkte, er könne mehr Trüffel bringen, wenn er einen eigenen Hund hätte. Aus der Geschäftsbeziehung wurde eine Freundschaft.
Ein Trüffelhund wurde von einem Züchter und Ausbildner in Budapest erstanden. Als Richard und Tibor auf einem Trüffelrundgang – gleich hinter seinem Wohnhaus in Kärnten – an einem Pferdehof vorbeikamen, fiel ihnen ein Hund auf, der immer wieder an der Umhängetasche schnüffelte, in der sich Trüffel befanden. Man erkannte das Talent für das spezielle Riechsensorium, erwarb den Hund noch am selben Tag und bildete ihn selbst für die Suche nach Trüffeln aus.
Seine Meisterprüfung bestand Panther, als er die beiden Trüffelsucher Richard Poltnig und Tibor nach einer durchzechten Nacht und verspätetem Aufbruch zur Pilzsuche überraschte: Der Hund fand die meisten Trüffel, obwohl schon einige Gruppen von Trüffelsuchern zuvor den Wald durchstreift hatten.
Auch für Bloßfüßige
Auf die Frage, ob man ohne Hund Trüffel finden könnte, antwortet Poltnig: „Ja, wenn man den richtigen Boden und die Zeigerpflanzen kennt und bloßfüßig unterwegs ist.“ Dann erzählt er von einer Begegnung im nordungarischen Aggtelek-Gebirge, als er eine Gruppe Roma traf. Einige Männer waren mit Spaten ausgerüstet. Ihr Anführer war bloßfüßig und tastete mit seinen Zehen den Boden ab.
Wenn er es für günstig hielt, gab er seinen Kollegen die Order zu graben. „Keine sehr umweltbewusste Vorgangsweise – aber gefunden haben sie was …“, meint der Trüffeljäger.
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