Auf der „Carpigiani Gelato University“ in Bologna wurden die beiden in die Geheimnisse der kühlenden Erfrischung eingeweiht. Aus frischen Früchten eine temperamentvolle Erlebniswelt auf Niedrig-Temperament zu schaffen ist das eine. Das ABC des Speiseeises das andere. Und das beherrscht man eben in der Heimat der Gelateria am besten.
Oder hätten Sie gewusst, dass in Europa die Skandinavier zu den absoluten Eisnaschern zählen? Die Deutschen rangieren laut EU-Statistikamt Eurostat mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 5,5 Kilogramm Eis pro Jahr im Mittelfeld. Österreich hat mit lediglich 3,3 Kilogramm pro Kopf im Jahr noch einiges aufzuholen.
Neue Eis-Zeit
Verweilt man ein wenig im Eissalon von Irina und Anton Rusnak in Ober St. Veit, Wien Hietzing, besteht kein Zweifel, dass die Stunde für eine neue Eis-Zeit gekommen ist. Hier, wo die Millionenstadt Wien einem Dorf mit einem Kirchenplatz als lokalem Treffpunkt gleicht, bildet sich schon frühnachmittags eine Schlange vor „Anton’s Tafel“. Schulkinder, Mütter, Anrainer, ja, sogar Touristen aus Italien stellen sich geduldig um ein Stanitzel Eis an.
Ist hier immer so viel los? „Eigentlich schon“, sagt Anton, der uns gleich verraten wird, warum der Eissalon „Anton’s Tafel“ getauft wurde. „Sonntags ist ganz besonders viel Betrieb“, fügt er hinzu. „Seit wir vor drei Jahren aufgesperrt haben, ist der Kirchenplatz gesteckt voll.“
Aus dem Internetradio sprudelt Italo-Pop aus dem Veneto. Anton erzählt, dass er die letzten Tage in der schmalen Küche 200 Kilogramm Erdbeeren und 100 Kilogramm Himbeeren verarbeitet hat. Irina freut sich schon auf die „Vereisung“ von Ananas morgen früh. Und dann servieren sie Kostproben ihrer Kunst.
Pfirsicheis, Marilleneis, das auch nach Marille schmeckt, Hollerblüten-Limetten, Heidelbeere. Alles hausgemacht und von hoher Güte. Und dann – Überraschung! – ein Eis, das wie ein Büffelmozzarella daherkommt, garniert mit Zwiebel und Tomaten. Wie das?
Tafeln mit Eis
Von Oktober bis April verwandelt sich der Eissalon in einen Gourmetreff, der selbst Gastrokritiker jubilieren lässt. Anton Rusnak, der bereits Sous-Chef im Fabios war und auch im Palais Coburg und im „Le Canard“ in Hamburg gekocht hat, geht dann seiner Berufung nach: „Alles, was schmeckt, in Eis zu verwandeln.“ Das kommt so gut an, dass seine 4-gängigen-Genussmenüs in dem nur 18 Sitzplätze zählenden Lokal schon viele Monate im Voraus ausreserviert sind. Ein Auszug aus der letzten Saison: in Rotwein mariniertes Rinderfilet mit Melanzani-Creme und violettem Senf-Eis.
Und was ist ihr Lieblingseis? Irina: „Schokolade, Pistazie und Früchte.“ Anton: „Himbeere, Erdbeere, Schokolade.“
Na, da liegen sie ja gar nicht so weit auseinander. Als Gast spürt man so etwas, beim Eisnaschen ganz besonders.
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