Die Woche 4
Skurrile Welt. Einerseits prägen Sätze wie "50 ist das neue 30" immer häufiger unser Bild vom Altern und wollen vermitteln, wie lässig und wertvoll es doch sei, wenn man in der zweiten Lebenshälfte angelangt ist. Andererseits wird Menschen jenseits der 50 nach wie vor abgesprochen, für Wirtschaft und Gesellschaft noch irgendeine Bedeutung zu haben. Nur ein Beispiel: Wenn erhoben wird, wie viele Menschen eine TV-Sendung angesehen haben, wird eine Gesamtseherzahl ausgewiesen und eine für die "werberelevante Zielgruppe" zwischen 14 und 49. Als ob man mit seinem 50er die Befähigung, eigenes Geld auszugeben, verliert. Dabei ist es nicht nur erwiesen sondern auch logisch, dass gerade Konsumenten über 50 gute Kunden sind: Sie verdienen durchschnittlich mehr als Junge, sie haben meist die großen und teuren Anschaffungen des Lebens (Wohnung, Haus) bereits hinter sich, die Kinder sind aus dem Haus und die Kredite abbezahlt.
Der Punkt ist: Es wäre ein fataler Fehler, nichts darauf zu geben, was ältere Menschen antreibt und wofür sie sich interessieren. Und es ist geradezu sträflich, nicht zuzuhören, wenn ältere Menschen erzählen und ihre Erfahrungen mit jüngeren teilen. Diese Gespräche sind wertvoll und wichtig. So wie jenes, das Barbara Reiter mit der großen Schauspielerin Elisabeth orth geführt hat. Die Doyenne des Burgtheaters wird demnächst 80 und hat aus diesem Anlass für die freizeit auf ein ereignisreiches Lebens zurückgeblickt. Wie sie mit Schicksalsschlägen umgegangen ist, mit welcher Größe und Gelassenheit sie auf die Härten des Lebens reagiert hat, da können sich viele Suderanten etwas abschauen. Ein großartiges Gespräch, eine großartige Wochenend-Lektüre! Gute Unterhaltung!
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