Der Duft von Weihnachten: Geschichten und Rezepte

Ein Arrangement aus Mandarinen, Zimtstangen, Tannenzapfen und heißer Schokolade auf dunklem Grund.
Es sind diese speziellen Aromen, die den Zauber des Advents ausmachen – nach wärmendem Zimt, Mandarinenschalen oder Vanille.

Weihnachten ist ein Fest der Sinne – vor allem des Geruchssinns. Mit dem Duft von Mandarinen, Orangen, Nelken, Vanille, Piment oder Zimt verbinden wir einen besonderen Zauber. Kerzen flackern, wir singen Weihnachtslieder, backen Kekse, schlürfen Punsch aus großen Häferln. So riecht Vorfreude, so duftet aber auch Erinnerung. Düfte wirken, ziehen Spuren und nisten sich tief in unserem Gedächtnis ein – ein Leben lang, wissen Geruchsforscher. Wir riechen – also fühlen wir. Dabei läuft ein innerer Film ab. Abhängig vom Kulturkreis, in dem wir aufwachsen, erzeugen jeweils andere Gerüche Stimmung. In Mexiko, zum Beispiel, wird in den Tagen vor Weihnachten gerne „Ponche navideño“ zubereitet – er riecht nach Guaven, Tamarinden, Hibiskus und Zimt. Die meisten Briten hingegen verbinden Weihnachten mit dem Duft von Truthahn oder „Mince pie“, eine Art Pastete aus Faschiertem.

„Gerüche sind Zeitmaschinen“, beschreibt es die Geruchsforscherin und Psychologin Bettina M. Pause anschaulich in ihrem Buch „Alles Geruchssache“: „In Sekundenschnelle reisen wir in die Vergangenheit, oft in die Kindheit.“ Die Nase als „verlängertes Gehirn“: Indem wir etwas erschnuppern, erleben wir Zeitsprünge und sehen längst vergangene innere Bilder, die mit Emotionen verknüpft werden. Waren die Erinnerungen schön, fühlen wir uns geborgen und wohl. Diesen Effekt nützt etwa der  britische Bartender Tony Conigliaro, der in seinem Lokal „69 Colebrooke Row“ in London Gerüche verwendet, um positive Erinnerungen und Assoziationen zu erzeugen. Seine Drinks riechen nach Weihrauch, Lippenstift oder Rosengärten.

Wissenschaftler nennen dieses Phänomen „Madeleine-Effekt“, angelehnt an das Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Es handelt von Erinnerungen, die ein Geruch auslöste. Der Duft von Madeleines, dem typisch französischem Gebäck, das vom erwachsenen Erzähler in eine Tasse Lindenblütentee getunkt wird und bei ihm ganz plötzlich eine Erinnerungskaskade aus der Kindheit auslöst.

Ein Adventsgesteck mit Orangen, Limetten, Nelken, einer Kerze und Weihnachtskugeln auf einem goldenen Teller.

Alles zu Weihnachten hat einen besonderen Duft.

Es ist der Geruchssinn, der ihm hilft, die verlorene Zeit wiederzufinden: „In der Sekunde nun, als dieser mit dem Kuchengeschmack gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt.“

Darum geht es gerade jetzt mehr denn je: sich mit Hilfe von einfachen Geruchserlebnissen den Zauber von Weihnachten nach Hause zu holen – und ein zeitlos-schönes Gefühl von Glück. Ein paar Ideen:

Gewürzkese, Grog und Kränze

Vanille, Sternanis, Kardamom, Muskatnuss, Piment, Nelken und Zimt: Diese sieben Gewürze werden in unserem Kulturkreis eindeutig mit der Weihnachtszeit verbunden und kommen auch in vielen, für diese Zeit, typischen Süßigkeiten vor, wie etwa Lebkuchen oder Gewürzkekse.
Dabei entfalten sie auch ihre gesundheitliche Wirkung. Ein paar Nelken im Rotkraut als Beilage zur Weihnachtsgans, etwas Kardamom in Wild- und Fleischgerichten geben dem Gericht nicht nur einen weihnachtlichen Pep, sondern wirken auch positiv auf die Verdauung.

Verschiedene Gewürze wie Zimt, Sternanis und Muskatnuss auf einem Teller.

Sternanis, Kardamom, Muskatnuss, Nelken, Zimt und auch Vanille sind jene Gewürze, deren Duft die Menschen unseres Kulturkreises mit Weihnachten verbinden.

Wer seine Wohnung einen ganzen Nachmittag lang in ein duftendes Weihnachtsparadies verwandeln möchte, kocht am besten einen großen Topf mit Punsch, Glühwein oder Grog, bäckt Kekse oder, herrlich: Zimtschnecken. Bratäpfel sind auch nicht zu verachten. Gerade der Geruch von Zimt wirkt wärmend und stärkt die Seele. Man kann Gewürze aber nicht nur ins Essen tun, sondern damit aromatische Gewürzkugeln oder Kränze basteln. Das klappt  mit Sternanis, Nelken, Zimtstangen, Kardamomkapseln, die auf einen Kranz oder eine Kugel aus Styropor geklebt (am besten mit Heißklebepistole), und, im Raum aufgehängt, Weihnachtsduft verströmen.

Weihnachten im Glas

Dafür braucht’s nur eine Mandarine, Nelken, Zimtstangen, etwas Rosmarin, Zitronen sowie ganze Vanilleschoten, eventuell frische Cranberries, Wasser und ein paar Fichten- oder Tannenzweige. Das alles kommt in ein großes Marmeladenglas und wird mit heißem Wasser aufgefüllt, so duftet es besonders intensiv. Im Wohnzimmer aufstellen, Wasser regelmäßig wechseln und schnuppern.

Selbst gemachte Duft-Girlande

Dafür braucht man nur eine schöne Kordel, ein paar Schnüre und Christbaumhaken: Zimt, getrocknete Orangenscheiben sowie andere Gewürze binden, oben eine Schlaufe machen und mit Hilfe der Haken auf eine Kordel hängen.

Orangen-Igel

Erinnern Sie sich vielleicht auch noch an die Omama, wie sie, pünktlich zum ersten Advent, die Schalen der Zitrusfrüchte auf den Ofen gelegt hat? Durch das Trocknen werden Aromen freigesetzt – danach kann man sie mit ein paar Tannenzweigen und Zapfen in eine Schüssel legen oder das Fensterbrett damit dekorieren. Oder aber man lässt ganze Orangenscheiben im Backrohr trocknen und verwendet sie als Raumduft. Ganz einfach zu basteln, vor allem mit Kindern: der Orangen-Mandarinen-Igel. Mit Nelken gespickte Früchte, die, auf den Heizkörper gelegt, ein intensives Aroma verströmen.

Eine Person bastelt mit einer Zange eine Girlande aus getrockneten Orangenscheiben in Sternform.

Orangenschalen riechen immer nach Weihnachten.

Zu guter Letzt eine Frage: Wonach duftet Schnee? Manche Menschen sind überzeugt, dass sie den Schnee in der Nase wahrnehmen können. Sie sagen: „Der Schnee kommt, ich rieche ihn schon …“. Ein hübscher Gedanke, doch rein wissenschaftlich betrachtet, hat Schnee keinen Geruch, er besteht aus gefrorenem Wasser. Möglicherweise ist das, was unsere Nase wahrnimmt, nichts anderes als ein Geruchsmix aus Nichts, Klarheit und Kälte. Genießen sollten wir dieses „Nichts“ aber trotzdem, als besonderen Moment unseres ganz persönlichen Weihachtsduft-Winter-Wunderlands.

Noch mehr Rezepte

Ein Glas Mandarinenmarmelade mit einem Löffel und frischen Mandarinen umgeben.

Ein Bratapfel mit Vanillesauce und Walnüssen auf einem Teller.
Weihnachtliche Süßigkeiten, darunter Lebkuchen und Pralinen, auf einem Tisch arrangiert.

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