Debbie Harry, Elton John & Prince: Die unbekannten Seiten der Musikstars
Die Punkerin
Als Kind trieb sich Debbie Harry im Wald herum. Später im Playboy-Club und im New Yorker Musikschuppen Max’s Kansas City. Die Frontfrau der New Wave-Band Blondie („Call Me“) brachte Glamour in eine Szene, für die Grau schon zu bunt war. Mit Iggy Pop und besonders David Bowie war sie eng befreundet. Ihre Karriere aber startete im Kirchenchor. „Zum Glück machte mir das Singen Spaß. So sehr, dass ich mit acht ein silbernes Kreuz für ,regelmäßige Anwesenheit’ bekam."
Debbie Harry: Face It. Heyne, 432 S., 25,70 €
Aber was ist es, das ein Talent erst zum Star macht? Ist es die richtige Stimme? Der steile Style? Sind es die Connections? Oder doch die strikte Befolgung des Credos „üben, üben, üben“?
Kommt drauf an. Bei dem vor drei Jahren verstorbenen Superstar Prince war es wie einst bei Mozart oder Beethoven der Vater, der die Karriere seines Sohnes „auf dem Gewissen“ hatte. Erst als Vorbild. Und dann als Lehrer. „Ich glaube, dass mein Vater mich Prince nannte, war irgendwie eine Spitze gegen meine Mutter. Ich stand für sie ein bisschen zu sehr auf Musik“, heißt es in den jetzt posthum erschienenen Memoiren des Ausnahmemusikers – „Prince, The Beautiful Ones, Die unvollendete Autobiografie“. Und weiter: „Das passte ihr nicht, weil ihre Ehe wegen der Musik kaputtging. Mein Vater nahm die Musik zu ernst.“
Der Ernsthafte
Sein Vater John Nelson stellte tagsüber Magnetregler für Hochöfen her, nachts trat er in Clubs als Jazzmusiker auf. Sohn Prince wollte mehr. Er wollte für und von der Musik leben – und nur von ihr.
Natürlich ein hehrer Traum. Aber wie nur wenige andere hat der kleine Mann aus Minneapolis, der musikalische Kleinode wie „When Doves Cry“, „Purple Rain“ oder „Little Red Corvette“ komponierte, ihn sich erfüllt.
Zu seinen Lebzeiten verkaufte der Multiinstrumentalist mehr als 100 Millionen Alben und wurde mit sieben Grammys, einem Oscar sowie einem Golden Globe ausgezeichnet. Wäre er nicht überraschend so früh verstorben, hätte Prince sicher noch viel zu erzählen gehabt. Die unvollendet gebliebene Autobiografie ist dennoch interessant. Sie erzählt Punkt für Punkt, wie ein Bub beschließt, ein Popstar zu werden.
Prince: The Beautiful Ones. Die unvollendete Autobiografie, Heyne, 304 S., 32,90 €
Piano Man mit Pornostar
Definitiv mehr Schmäh hat die Autobiografie von Elton John. Kaum eine Seite, die ohne Pointe auskommt. Von den Erinnerungen der ersten Auftritte im Kaftan als „Finalteilteilnehmer im Wettbewerb um Großbritanniens unglaubwürdigstes Blumenkind“ über die Schilderung von Auftritten in der Hollywood Bowl mit „Deep Throat“-Pornostar Linda Lovelace bis zum Bekenntnis, im Kaufrausch für seine Sammlung sogar eine ganze Straßenbahn erstanden zu haben, erfahren die Leser viele Anekdoten, die es nicht in die Verfilmung „Rocketman“ schafften.
„Ich, Elton John“ kaut die Karriere des Megastars zum Glück nicht im Schongang durch. Und weist etwas auf, das in diesem Genre eine Seltenheit ist: Charme. Den Abend, als er auf Windsor Castle Lady Di kennenlernte schildert er als schrullige Abendgesellschaft. Prinzessin Anne forderte ihn auf, mit ihr zu Elvis’ „Hound Dog“ zu tanzen. Später legte der DJ Bill Haleys „Rock Around the Clock“ auf und eine weitere Person, „wie immer mit ihrer Handtasche“, gesellte sich zu ihnen aufs Parkett – die Queen.
Elton John: Ich, Heyne, 496 S., 26,80€
Christmas ist Nr. 1
Am 3. Dezember vor 35 Jahren erschien mit „Last Christmas“ ein Popsong, der sich zu einem der populärsten Weihnachtslieder entwickeln sollte. Die Inspiration dazu kam George Michael beim Fernsehen, erzählt nun Andrew Ridgeley in seiner „Wham!“-Biografie „George & Me“.
„Wir waren im Haus seiner Eltern und schauten Fußball“, erinnert er sich. Plötzlich überkam George Michael eine Eingebung. „Er stürmte nach oben, um am Klavier die Melodie und den Refrain auszuprobieren.“ Dann ging es Schlag auf Schlag. Der Song wurde in England aufgenommen, der Videoclip im Schweizer Wintersportort Saas-Fee gefilmt. Nur von den Nebengeräuschen drang nichts an die Öffentlichkeit. Bis jetzt.
„Nachdem alle Gläser geleert waren, veranstalteten wir auf den Hotelbalkonen einen Hindernislauf.“
Der Dresscode war sehr sportlich. „Nichts außer Moon Boots.“
Der Unbekannte
Fünf Jahre verbrachte er an der Seite von George Michael: Andrew Ridgeley, die zweite Hälfte des Pop-Duos „Wham!“.
In dieser, am 6.12. erscheinenden Biografie erzählt er zum ersten Mal von der musikalischen Freundschaft – und von den Hintergründen zum „Last Christmas“-Videoclip, das auf YouTube 447 Mio. Mal angeklickt wurde.
Andrew Ridgeley: Wham! George & Ich, HarperCollins, 320 S., 22,70€
The Rihanna Book
Rihanna wäre keine Pop-Superstar neuerer Generation wäre ihre Biografie nicht ganz anders. "The Rihanna Book" (Verlag Phaidon) ist weniger zum Lesen als zum Schauen da. Und zum Staunen. Mehr als 1.000 bisher unveröffentlichte Fotografien der Sängerin von der Karibikinsel Barbados finden sich in diesem so schweren wie vorzeigbaren Coffee-Table-Book.
Mit nur 31 Jahren eigentlich viel zu jung für Memoiren, weiß die Sängerin, was sie zu bieten hat - Ansichten statt Anekdoten.
Und die lässt sie sich extra viel kosten. Eine auf 1.000 Exemplare limitierte Luxury-Supreme-Edition kommt auf 5.750 Euro. Eine noch exklusivere Ultra Luxury Supreme Edition auf 75.000 Euro.
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