Dancing-Star Andreas Ogris: "Ich bin jetzt freischaffender Künstler"
Wir treffen Andreas Ogris am Karmelitermarkt. „Servas, i bin da Andy.“ Der Andy wohnt ums Eck und mag das Tewa, ein stylishes Bio-Lokal, das man dem Ur-Austrianer nicht zugetraut hätte. Trotzdem raucht der „Ogerl“, wie ihn Fußballerfreunde nennen, vorher noch ganz unbiologisch eine Zigarette. „Das Rauchverbot ist mir sogar recht“, erzählt er. Ich rauch’ weniger, bin aber Raucher und werde es auch bleiben.“ Bis es Klick macht, sagt er. Was seinen Körper betrifft, ist der Sportler in ihm derzeit gut versteckt. Aber: Da hat’s beim „Ogerl“ schon Klick gemacht. Er wird Dancing Star und joggt jetzt täglich.
Andreas ... oder magst du lieber, wenn man dich Andi nennt?
Andreas sagt niemand zu mir – außer früher meine Mutter, wenn ich schlimm war. Du kannst mich aber nennen, wie du willst.
Okay, dann der Abwechslung halber Andreas. Du darfst aber nicht Mama sagen.
Nein (lacht). Du siehst ihr nicht ähnlich!
Zu Beginn eine strenge Frage. Trainierst du schon fleißig?
Ja, ich jogge, weil ich schauen muss, dass ich wieder eine Grundkondition bekomme. Ich habe lange nicht wirklich was für meinen Körper getan. Jetzt muss ich, weil das Tanzen sehr anstrengend wird. So wie ich jogge, nehme ich zwar nicht ab, aber die Kondi wird besser. Das merke ich.
Und ein paar Tanzschritte legst du zwischendurch auch manchmal ein?
Weniger, ich geh komplett ungeküsst in die Geschichte. Meine Gattin sagt immer, ich tanze wie ein Marterpfahl.
Es gibt aber Menschen, die sagen, du hättest einen guten Hüftschwung.
Das hat euch sicher der Polster Toni erzählt! Gegen ihn hab’ ich wirklich einen hervorragenden Hüftschwung.
Wieso machst du eigentlich bei Dancing-Stars mit?
Ich hätte gern zehn Kilo weniger. Da würde ich mir bei vielen Dingen leichter tun. Vor allem, was mein Enkerl Anna betrifft. Wenn sie mir am Spielplatz auf der Stange was vorturnt und fragt: „Opa, kannst du das auch?“, ist das im Moment a bissel schwierig. Deshalb ist „Dancing Stars“ eine gute Möglichkeit, mich in einen körperlichen Zustand zu bringen, der für alle Seiten angenehm ist.
Deine Tochter wollte dich auch in der Nähe haben, als dein Enkerl geboren wurde. Eine Auszeichnung für einen Mann, oder?
Ich bin in der Familie eigentlich ganz anders, als ich früher als Fußballer war. Im Fußball war ich sehr extrovertiert, sehr aggressiv und sehr kampfbereit. In der Familie sorge ich dafür, so gut als möglich alles am Boden zu halten. Es sind bei mir alle sehr emotional, da muss einer ruhig bleiben.
Du warst Nationalspieler, Fußballer des Jahres, hast im Ausland gespielt: Wann war für dich klar, dass du Fußballer wirst?
Was mich geprägt hat, war mein allererstes Fußballspiel, das ich gesehen habe. Ich kann dir heute nicht mehr sagen, welches Spiel das war, aber es hat mich begeistert. Da war es für mich beschlossene Sache, wohin mein Weg mich führt. Ich war kurzzeitig auch Gastronom und in der Baubranche tätig, aber am Ende des Tages bin ich immer zum Fußball heimgekehrt. Er ist mein Leben!
Dein Verein war die Austria, bei der du bis März 2019 Trainer der „Young Violets“ warst. Danach kam die Trennung. Was ist seither passiert?
Ich bin jetzt freischaffender Künstler. Der Verein hat damals keine Weiterentwicklung gesehen und die Zusammenarbeit aufgekündigt. Das war für mich kein Problem, weil ich weiß, wie es im Fußball rennt. Vielleicht werde ich wieder einmal für die Austria arbeiten – oder auch nicht. Kann auch sein. Aber dann bin ich halt Konsument.
Gehst du bei jedem Spiel ins Stadion?
Nein, ich konsumiere die Austria derzeit übers Fernsehen. Das hat persönliche Gründe und ich muss mich ein bissel vor mir selber schützen. Es muss Zeit vergehen, bevor ich da wieder hingehen kann. Aber das ändert nix an meiner Gesinnung.
Hast du im Stadion deinen eigenen Platz?
Grundsätzlich ja. Man hat mir 2008 als Austria-Legende einen fixen Sitzplatz zugesprochen, ich bekomme auch für jedes Spiel eine Karte zugeschickt. Aber ich nutze sie im Moment nicht.
Vermieten wäre eine Möglichkeit.
Das mach’ ich sicher nicht, weil das hat etwas mit Respekt zu tun. Und genau den habe ich bei unserer Trennung vermisst.
Immerhin kannst du als freischaffender Künstler über die eigene Zeit verfügen ...
Am Anfang war das extrem schwierig, weil ich nicht wusste, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Ich hatte acht Jahre lang einen geregelten Ablauf, war um sieben Uhr im Büro, um mich auf das Training um neun vorzubereiten. Dann ist das weggefallen. Eine große Hilfe war mir mein Enkerl Anna. Sie hat mich abgelenkt.
Und der Fußball?
Ich bin viel rund um Wien unterwegs und schaue mir verschiedene Vereine an, weil mich das weiterbringt. Beim Fußball darfst du nie aufhören, zu lernen. Wennst aufhörst, stehst an! Ich werd’ in Zukunft auch meine internationalen Kontakte nützen und im Ausland zuschauen. Aber jetzt bin ich bis Ende Mai tänzerisch engagiert, danach werd’ ich weiterschauen.
Man sagt ja „Ein Scheit allein brennt nicht“. Gibt es etwas im Leben, das du bereust?
Ich habe viele Dinge richtig gemacht, aber auch viele falsch. Ich hätte zum Beispiel oft diplomatischer reagieren können, aber ich trage mein Herz auf der Zunge. Wenn ich etwas loswerden will, dann in der Sekunde. Natürlich wäre es oft g’scheit, länger über eine Reaktion nachzudenken, aber das bring’ ich einfach nicht z’samm, auch wenn ich mich bemühe.
Kannst du gut mit Kritik umgehen?
Ich weiß, was ich kann und wozu ich in der Lage bin. Und ich weiß auch, dass es im Fußball wenige Dinge gibt, die ich nicht weiß. Auch, was die Entwicklung im Sport betrifft. Jedes Training wird mit GPS überwacht. Die Wahrheit ist: Wenn du heute GPS hast, bräuchte der Trainer gar nicht mehr am Platz zu sein. Man sieht ja, wer wie gut spielt. Aber das Wichtigste ist der persönliche Kontakt. Die Young Violets waren meine Kinder und da musste ich mich kümmern, egal welche Probleme die haben.
Nimmst du es eigentlich sportlich, wenn Leute über dich sagen: Der Ogris sitzt jetzt täglich auf ein Bier im Prater?
Ich trinke auch gern Wasser oder Tee, aber am liebsten trinke ich Bier. Von täglich bin ich aber weit entfernt. Es gibt Wochen, da geh’ ich vielleicht zwei, dreimal ins Schweizerhaus (Anm.: Wiener Lokal-Institution). Aber generell treff’ ich mich einmal in der Woche mit meinen Freunden dort – an einem Tag, wo es uns halt ausgeht.
Das Bier dort soll sehr gut sein ...
Weil es anders gezapft wird. Es hat weniger Kohlensäure. Meine Frau sagt immer, dass sie das Schweizerhaus hasst, ich liebe es überspitzt formuliert. Aber was mir echt nicht in den Kopf will sind Leute, die sagen, der Ogris sitzt jeden Tag dort. Dann müsste der, der das erzählt, auch täglich dort sein und sollte sich selber bei der Nase nehmen.
Sehr gut pariert!
Ich vermeide es immer, am ersten und am letzten Tag der Saison ins Schweizerhaus zu gehen. Aber einen Tag nach irgendeiner Eröffnung ruft mich ein Freund an und fragt: „Heast, wie war’s im Schweizerhaus?“ Ich sag’ ihm, dass ich nicht dort war. Er: „Aber mein Haberer hat mir erzählt, dass er dich gestern gesehen hat.“ Da hab ich gesagt, dann muss dein Haberer einen Augenfehler haben. Die Leute glauben, dass der Ogris jeden Tag voll ang’soffen ist. Jetzt bist du eine Frau und ich frage dich: Welche Frau würde das akzeptieren?
Keine wahrscheinlich – ausgenommen eine mit denselben Vorlieben.
Danke! Wenn ich das täte, wäre ich nicht seit 30 Jahren verheiratet, sondern längst geschieden. Ich habe zwischen 15. März und 31. Oktober nur ein Stammlokal, weil ich mich dort wohlfühle. Ich trink’ meine drei, vier Krügerl und geh dann heim. Ich würde nachher auch nie in die Stadt in ein anderes Lokal gehen.
Was trägst du da eigentlich für ein Band an deinem Handgelenk?
Das ist nur ein normales Haarband. Das trag’ ich immer für mein liebes Enkerl, die Anna. Sie hat gerne die Haare offen und wenn wir essen gehen, muss ich das Band nicht suchen, sondern kann ihr einen Zopf machen. So kann sie in Ruhe essen.
Oh, wie süß ist das? Andi for Dancing Star!
Natürlich möchte ich gewinnen, aber da gibt es noch neun andere, die das auch wollen. Aber ich werde mein Bestes geben.
Journalisten sind von Haus aus neugierig. Du hast wie viele Fußballer auch ein Tattoo. Erklärst du uns die Bedeutung?
Ich war bitte bis zu meinem 49. Lebensjahr nicht tätowiert – bis ich mit meiner Tochter Natascha „Nasch“, beim Tätowieren war. Sie meinte: „Papa, bitte ein Tattoo für mich!“ Ich wollt’ nicht, aber hab’ es ihr zuliebe gemacht. Deshalb steht da jetzt „Nasch“.
Da steht noch ein Name. Anna und darunter ihr Geburtsdatum. Wo ist der Name deiner Frau?
Ich glaub’ nicht, dass das meine Frau freuen würde, wenn da jetzt Michaela stünde. Jetzt sind wir so lange verheiratet und ich arbeite daran, dass wir bis ans Lebensende zusammen bleiben. Aber wie oft haben sich Paare nach Namenstätowierungen schon getrennt? Kein gutes Omen. Und dann?
Aber du könntest zum Schluss bedenkenlos die Austria-Hymne „Nur eines im Sinn“ anstimmen ...
Aber du könntest zum Schluss bedenkenlos die Austria-Hymne „Nur eines im Sinn“ anstimmen ...
Nein danke! Mit Singen mach’ ich euch genauso viel Freud’ wie mit dem Tanzen!
Andreas Ogris, 55, wurde 1964 in Wien geboren. Als kleiner Bub sah er sein erstes Fußballspiel im TV und wusste sofort: „Das mach’ ich auch“ – und wurde in jungen Jahren von der Wiener Austria verpflichtet. Dort brachte er es zum gefeierten Flügelstürmer und absolvierte von 1986 bis 1997 für die Nationalmannschaft 36 Länderspiele mit elf Toren. Bei der WM 1990 in Italien, schoss er im Spiel gegen die USA ein Tor und ebnete sich so seinen Weg in die spanische Primera Division.
Für die damalige Rekordsumme von 40 Millionen Schilling wurde Ogris von der Austria an Espanyol Barcelona verkauft. Der Verein konnte aber die letzten Raten nicht bezahlen und Ogris kehrte nach Wien zurück. Nach seiner aktiven Karriere trainierte Ogris mehrere Jahre die „Young Violets“, die Zusammenarbeit wurde aber im März 2019 beendet. Seither ist Ogris „freischaffender Künstler“ und demnächst ORF-Dancing-Star. Er ist seit 30 Jahren mit Michaela verheiratet, hat eine Tochter und eine Enkeltochter.
Dancing Stars, Staffel 13: Ab 6. März, 20:15 Uhr in ORF 1
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