Böse Pop-Prinzessin

Böse Pop-Prinzessin
Ein anarchisches Wunderkind wirbelt die Musikwelt durcheinander: Charli XCX. Sogar wer ihren Namen nicht kennt, kennt ihre Songs – aus der Handy-Werbung, aus Limonaden-Spots oder aus dem Dschungelcamp. Am Sonntag bekommt sie vielleicht einen Grammy, am 26. Februar spielt sie mit Katy Perry in der Wiener Stadthalle. Aber wer ist diese junge Frau, die Platin sammelt, wie andere Briefmarken?

Sie heißt Charlotte Emma Aitchison. Und hasst es, dass „die Sache mit der Karriere so lange gedauert hat“. Sie ist 22. Als Charli XCX hat sie mit „I Love It“ vor zwei Jahren einen Welthit für die Schwedinnen Icona Pop geschrieben, gemeinsam mit Iggy Azalea war sie im vergangenen Jahr wochenlang an der Spitze der US-Charts: „Fancy“. Ihr mit Ohrwurm-Refrains gespickter Power-Pop hat ihr internationale Preise für den „Song des Jahres“, „Video des Jahres“, „Musikerin des Jahres“ eingebracht, morgen gibt’s vielleicht noch einen Grammy dazu und auch für die Brit Awards ist sie nominiert … Aber Geduld muss ja nicht unbedingt zu den Tugenden zählen, die eine junge Musikerin auszeichnen. Vor allem, wenn sie zu den talentiertesten zählt, die im Haifischbecken des großen, chartstürmenden Mainstreampop zu finden sind. Und immerhin ist Charli XCX bereits seit acht Jahren im Musikbusiness. Mit 14 hat sie ihre erste CD selbst produziert, brachiale Elektrobeats, die sie auf den illegalen Warehouse-Raves verkaufte, auf denen sie als DJ engagiert war. Mit 16 unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag. Ähnlich wie ihre „Seelenverwandte“ Lorde bei einem Major Label. „Warum nicht?“, sagt sie, „Ich habe gerne ein ordentliches Budget für eine umwerfende Bühnenshow, fantastische Videos und Touren, die auch Spaß machen.“ Davor, von einer großen Firma in eine Richtung gebogen zu werden, die ihr nicht passt, hat sie keine Angst. „Wieso? Dass ich die ganz großen Pop-Hits schreiben kann, habe ich schon bewiesen. In welche Richtung ich weitergehe und welches Image zu mir passt, das bestimme ich. Da lasse ich mir von niemandem dreinreden.“

Tatsächlich ist Erfolg natürlich das schlagkräftigste Argument eines Musikers, wenn’s um die Verwirklichung der eigenen Vorstellungen geht. Nach der einfachen Formel: „Ich weiß, wie’s geht – ihr nicht. Also machen wir es so, wie ich will.“ Bescheidenheit und Zurückhaltung sind da nicht angebracht. Und stehen auch nicht ganz oben auf Charlis Liste der erstrebenswerten Tugenden. „Ich hätte auf dem neuen Album etwas extrem Kommerzielles machen können. Aber dann war mir doch mehr danach, gleich im ersten Song laut ,f… you!’ zu sagen“, sagt sie. Passend dazu nannte sie dann gleich die ganze CD „Sucker“ – und feiert darauf über 13 Songs eine hemmungslose musikalische Party. „Wenn’s mir nur ums Geld ginge, würde ich mit einem aalglatten Produzententeam aufnehmen, sexy tanzen lernen und richtig abräumen -– das wäre so verdammt einfach für mich. Aber auch furchtbar langweilig.“ Und so lange Musikfans und Werbefirmen sich um ihre Songs reißen, werden Plattenbosse und Manager sich hüten, etwas an der Erfolgsformel zu ändern. Vielleicht kommen sie hier und da ins Schwitzen. Aber das schadet ja nicht.

► Geboren: 2.8.1992, Cambridge, England. Ihre Mutter ist eine Inderin aus Uganda, ihr Vater Schotte.

► Hits: I Love It (gesungen von Icona Pop): Doppel-Platin in USA, Kanada, Italien, 4xPlatin in Australien, Platin in Deutschland & Österreich) Fancy (mit Iggy Azalea): 18 Wochen Nr. 1 in den Billboard-Charts Boom Clap: hat mehrfach Platin bekommen und steht nicht nur in der amerikanischen Billboard-Mainstream-Liste, sondern auch den Dance-Charts auf Nummer 1. Break The Rules: Platin in Australien, Signature-Song der aktuellen Staffel von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“

► Lieblingsmusiker: Britney Spears, Gwen Stefani, Spice Girls, Justice, Eminem, Uffi, ASAP Rocky, Björk, Kate Bush

► Hängt ab mit: Rita Ora, Sky Ferrara, Iggy Azalea und jeder Menge schwedischer Punkrocker

► Würde gerne einen Abend verbringen mit: Miley Cyrus („Das stell ich mir richtig heftig vor.“)

► Lieblingsfilme: Clueless, Thelma & Louise, True Romance

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