Irgendwelche Killerviren setzten unserem Essen ein abruptes Ende. Meine Freundin, ohnehin durch ein Trennungstrauma nicht in Topform, krümmte sich. Sie ächzte: „Ich muss zu Gott sprechen, am großen, weißen Telefon.“ Über Stunden sollte sie das Gott-Telefon nicht mehr verlassen. Zwar waren wir in der Pampa in ihrem Zweithaus, aber irgendein Arzt würde doch selbst hier Bereitschaftsdienst schieben. Ich klingelte mich durch. Ein fliegender Medizinmann wurde uns in Aussicht gestellt. „An welchen Zeitradius hatten Sie gedacht?“, fragte ich das vermittelnde Fräulein. „A Stund, zwa“, meinte die. „Könnten aber auch drei sein?“ – „Könnten ja, müssen aber nicht.“ Die war sicher aus Wien. Ich machte meine röchelnde Freundin arztfein. Es klingelte unvermutet bald. Ich öffnete. Weiche Knie. Da stand ein Mann, der wie eine Mischung aus Elvis und Johnny Depp aussah. Er behauptete, der Arzt zu sein. Während meine Freundin eine Infusion verpasst bekam, legte ich in Windeseile Make-up auf. Ich war kurz versucht, die Stewardessen-Nummer („Tea, coffee or me?“) vom Stapel zu lassen, piepste aber nur „Kommen Sie öfter hierher?“ Und Elvis-Johnny grinste: „Wenn Not am Mann ist.“ Ich beschloss, bei meinem nächsten Pampa-Besuch eine elegante Krankheit mitzubringen – vielleicht eine Gichtattacke oder sowas. Und dachte, dass das Leben wirklich durchtrieben ist. Einem einen solchen Elvis im vermeintlich flirtfreien Ödland aufzutischen! Ich musste an Tante Lou denken, die noch im hohen Alter ihren Angaben nach „eine Granate im Bett“ war. Die sagte: „Kinderle, geh’ auch an Wochentagen immer mit der Sonntags-Unterwäsche außer Haus. Man kann nie wissen, ob man einen Verkehrsunfall hat. Und einen Rettungsfahrer zum Erröten bringen möchte.“ Also, Mädels: Immer in der Einser-Panier, auch im unverbautem Gebiet. RIP, Tante Lou, und danke.

Tipp:

Polly Adlers „Adieu, Fortpflanz!” - der Anti-Erziehungsratgeber: Schnurren von der pädagogischen Front bei Amalthea.

Eben auch als Hörbuch im Mono-Verlag erschienen, gelesen von Maria Happel.

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