F donnerte ein Papierknäuel quer durch das Zimmer: „Lies das!“ Ich strich den Zettel glatt. Da stand in Schönschreibe etwas von einer Morgenröte, die „unsere Melancholie“ wärmt, Golfströmen von Gefühlen und Lippen, die den Vergleich mit geplatzten Lilienknospen heraufbeschwören. „Ziemlich ergreifend“, piepste ich. „Ergreifend schlicht! Ich kriege von dem Zeug Sodbrennen.“ – „Nun ja, es ist kein Rilke.“ – „Es ist nicht einmal die Jeanslinie von Rilke. So ein Kitsch-Kurti!“ – „Oh, das hat dir ein Mann geschrieben?“ – „Ja, ein Mann, der sich eigentlich als ganzer Kerl angelassen hat. Bis zu dem Moment, wo er Mousse au Chocolat aus meinem Bauchnabel löffeln wollte, das Boudoir mit Ravel beschallte und mir postkoital Do-it-yourself-Lyrik vortrug. Ich musste dabei immer an die Wessely denken.“ – „Was hatte die mit Mousse am Bauch am Hut?“ – „Die hat immer, wenn ein Kollege zu sehr aufs Pathos-Pedal gedrückt hat, nur fadisiert angemerkt: „Das ist schon sehr schön, aber bitte legen wir’s doch einfach trocken.“ Dann schüttelte sie sich: „Ich komme aus Wien. Ich bin Jüdin. Mich macht man nicht mit Duftkerzen, gemeinsamen Schaumbädern und gegenseitigen Fütterungen im öffentlichen Raum wehrlos. Ich brauch’ vor allem an Schmäh! Ich werde den T anrufen.“ – „Nein! T = Trouble! Der Mann hat seine Tschick in deinem Herz ausgedämpft!“ – „ Aber er hat mich davor und manchmal auch sogar danach zum Lachen gebracht. Außerdem ist er jetzt Nichtraucher. Es geht doch nur darum: Ist der Typ humormäßig satisfaktionsfähig? Wie Hansi Krankl schon sagte: Alles andere ist primär.“ – „Und wer wärmt dann bitte unsere Melancholie?“ – „Wenn mir wirklich einmal nach Zuckerwatte sein sollte, schalte ich auf „RTL Passion“. Nein, ich tauge nicht für das Genre der Pathos-Queen.“ Aber als Spaß-Prinzessin war sie unschlagbar.

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