Ein künstlerisches Abendessen in Wien 8. Der Starschauspieler, dem zu Ehren der Abend geschmissen wurde, hatte sich gerade aus den Geschenkpapieren eine Hotpants gebastelt, die er auch nicht müde wurde, mit allem Nachdruck vorzuführen. „Ganz ruhig alle“, rief der Großliterat zur Konzentration, „jetzt singt gleich der Herr Falco.“ Beseelt von „Ganz Wien“ und „Auf der Flucht“ kam es zu Ausdrucks-Getänzel, das auch in Luftgitarren-Soli eskalierte. Die Gastgeberin rockte mit, während sie Hühner zerteilte und Champagner auffuhr. Es wurde an nichts gespart, schon gar nicht an der Lautstärke. Man muss die Josefstädter Anrainer für immer in sämtliche Abendgebete einschließen, denn bei mir in Wien 2 wäre wahrscheinlich auf Geheiß diverser Nachbarn in Not schon ein Polizei-Sonderkommando eingeritten. Abgesehen davon, dass der Fortpflanz wahrscheinlich nur stier auf den Boden gestarrt und geflüstert hätte: „Bitte bringt mir ganz rasch eine mittelgroße Erdspalte, in die ich in der nächsten Sekunde versinken kann.“ Mütter außer Rand und Band kann sie „nicht ab“. Die wunderschöne Schriftstellerin flüsterte mir zu: „Neben euch komme ich mir so alt vor.“ Sie war gerade 24 geworden. Ich war ergriffen vor Dankbarkeit: „Wie schön! Aber ich war zwischendurch schon einmal erwachsen, weil ich 20 Jahre mit der Menschwerdung meines Kindes beschäftigt war. Es steht mir nur nicht wirklich.“ Mein Botox sind Freunde quer durch alle Altersgruppen, die ihr inneres Kind gnadenlos in die Poleposition setzen. Das kann manchmal sehr anstrengend sein und macht einen für Menschen, die sich ihrem Alter entsprechend benehmen, sozial komplett unbrauchbar. Aber auch das ist so unglaublich erfrischend. Auf dem Heimweg blickte ich in die Wolken und sagte: „Danke, Oida!“ Und Herrn Falco gefiel das.

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