Adrenalin-Tsunamis auf der sonst sehr verschlafenen griechischen Insel: Steuerfahnder aus Athen sind unterwegs. Der Papierladen: leer gefegt! Alle Rechnungsblöcke, die dort Jahrzehnte vor sich hinrotteten, ausverkauft! Plötzlich wird man von jedem Liegestuhl-Tycoon und fahrenden Wassermelonen-Entrepreneur mit Zahlungsbelegen eingewickelt wie der Reichstag von Christo. Merkt man schüchtern an, dass man gar keinen Zettel braucht, weil Melonen ohnehin recht schlecht von der Steuer absetzbar sind, folgen mit Zischlauten angereichterte Tadel-Tiraden. Die Pedikeuse geht sogar soweit, dass sie einem statt der üblichen Klatschzeitschriften aus der Frühantike unaufgefordert ihre Rechnungsbücher zur Lektüre vorlegt. Es gilt im gesamten Eiland-Einzelhandel jetzt vor allem Buchhaltung zu bewahren. Inselhäuser-Besitzer kratzen ihr zerbrochenes Englisch zusammen, um ihren Untermietern zu erklären, dass sie eigentlich liebe Freunde sind, die hier seit Jahren kostenlos Unterschlupf finden, und dass man nie Geld und schon gar nicht auf ein britisches Konto überwiesen hat. Frei nach dem Nixon-Sager: „Es gibt keine Watergate-Tonbänder und außerdem weiß ich nicht, wo ich sie hingelegt habe.“ Wir memorieren wie verrückt Vor-, Spitz- und Nachnamen unserer Neo-Gönner und recherchieren auch noch ihre Kinder- und Haustierkonstellationen, um vor den „Taxi Lakis“ alles glaubhaft rüberzubringen. All das macht müde. Als ich unter meinem Rettungs-Sonnenschirm aufwache, döst auf der Nachbarliege, begraben unter Aktenmappen, ein korpulenter Mann. Sicher der Finanz-Dimitri! Seine Fahndungs-Verve gleicht einer Nacktschnecke unter dem Sonnenzenit. All das schöne Adrenalin war also umsonst geflossen. Verbuchen wir’s unter Trockentraining, aber bitte nicht der EU-Troika petzen!

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