Zweisamkeitshöllen an der Sonne

Warum schlechte Ehen immer mitreisen

Wieso hast du meine Tabletten vergessen?“ – „Na, weil es, wie du ganz richtig sagst, deine Tabletten sind.“ – „Evchen, so wie du mit mir umgehst, fühlt sich das nicht richtig an.“ – „Ah, plötzlich werden wir dann doch sensibel. Aber nur, wenn es um dich geht.“ – „Warum bist du denn jetzt wieder so maximal empfindlich?“ – „Ich lass’ mir von dir jetzt sicher nicht die Aussicht auf das schöne Meer verderben.“ – „Du hast sie mir bereits verdorben. Volle Kanne.“ Sie schweigen, bis das Essen, eine riesige Fischplatte, aufgetragen wird. Evchen nimmt einen Stimmungsheber-Anlauf: „Mhmm, sieht lecker aus.“ – „Das Zeug kommt sicher tiefgefroren aus Grönland. Wegen der weiten Anreise auch der Preis.“ – „Ein Wolfsbarsch in der Arktis? Du hast sie ja wohl nicht alle!“ Jetzt knallt sie die Gabel auf den Fisch, Tränen spritzen, sie versucht etwas zu sagen, springt dann aber auf und läuft in das Lokal. Der Mann (wahrscheinlich ein Helmut oder Erich) hebt nur erschöpft die Achseln. Sein Blick erzählt sowas wie: Ehehöllen sind leider transportfähig, man kann sie nicht einfach am Abflugsort in der Gepäcksaufbewahrung zurücklassen. Nach einigen Minuten kehrt sie mit rotgeweinten Augen an den Tisch zurück. Helmut/ Erich beginnt den Fisch zu tranchieren: „Was gibt’s denn hier zu heulen, Häselchen? Guck doch einfach mal länger in die Zeitung, all die armen Flüchtlinge. Dann siehste gleich, wie verdammt gut es uns geht.“ – „Was ist denn das jetzt wieder für’n Zugang? Mich dann gut fühlen, wenn die halbe Welt verreckt?“ – „Das nennt man positiv denken, du Dummerchen.“ – „Heinrich, mir graut vor dir.“ Der Satz war zwar direkt aus Goethes „Faust“ geklaut, aber auch die brauchbarste Ansage, die wir bislang von Evchen kriegen konnten.

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