Rimini-Protokolle

Kafkaeske Erlebnisse in der Plastikkarten-Welt.

Ihre Karte wurde abgelehnt.“ Der strenge Blick der Kassadame signalisierte: „Bitte ersparen Sie mir diese nervtötende Das-muss-ein-Irrtum-sein-Kiste.“ Ich piepse in der Schlange nur: „Ei der Daus!“ Danach rufe ich die Kreditkarten-Mischpoche an. Nach tausend Umdrehungen in der Warteschleife („Wenn Sie Fragen zu ..., drücken Sie die Taste 1, 2 oder 3, haben Sie Fragen zu ...“) erklärt mir eine Stimme, dass mein Einkauf in einem Computershop in Rimini in der Höhe von 2.800 Euro den Rahmen gesprengt hat. „Rimini“ brülle ich, „kenne ich nur aus Fellini-Filmen. Das letzte Mal war ich im Alter von acht Jahren in Grado und das ist nur in der Nähe von Rimini ...“ – „Nun gut“, antwortet Frau Plastikkarte, „Sie haben also keinen Computer in Rimini gekauft. Haben Sie andere elektronische Geräte in Rimini erworben?“ – „Welcher Teil von Ich-war-noch-nie-in-Rimini ist eigentlich so schwer zu verstehen. Hier handelt es sich eindeutig um Netzganoven.“ – „Das wird noch zu überprüfen sein“, spult die Stimme jetzt ihre NLP-geschulte Rhetoriknummer ab, „aber ich verstehe Ihren Ärger.“ – „Ärger?“ japse ich, „es ist ein Skandal, dass irgendwelche Cyber-Schlawiner Tausende Euro von meiner Karte beheben können ...“ – „Natürlich ist das für Sie und mich ein hoher Betrag, aber für manche Menschen ...“ – „Sie wollen mir jetzt erklären, dass Sie ansonsten nur mit Oligarchenbräuten verkehren, die 2.800 Euro keine gehobene Augenbraue kostet?“ – „Das wird zu überprüfen sein“, schnarrte die NLP-Streberin, „Sie waren also wirklich noch nie in Rimini?“ Ein kafkaeskes Erlebnis. Irgendwann nach drei, vier Stunden würde ich mit Sicherheit kapitulieren und winseln: „Ok, ich war in Rimini, aber ich werde es nie wieder tun. Es tut mir so unendlich leid.“ Und um das zu verhindern, legte ich jetzt einfach auf.

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