Tonprobe mit Tücken
Die Plantanen des Vöslauer Bads haben schon viel gesehen. Doch die Tonprobe, die der große Theatermacher vor seinem Auftritt bei unserem Festival hingelegt hatte, brachte ihre Äste dann doch zum Zittern. „Nee, nee ... könnte man die Bühne vielleicht doch 30 Zentimeter nach links setzen?“ – „Schwierig, sie ist fix im Wasser verankert.“ – „Der Teppich da drauf muss in jedem Fall weg. Böck, machen Sie doch bitte das alles hier weg. Ich sagte: alles!“ Die buddhistische Kampfmaschine von Assistent fetzt den Teppichbelag los. Im Wasser stehen Menschen, die das Spektakel „Claus Peymann bereitet sich auf seinen Auftritt vor“ mit ihren Handys mitfilmen. Man möchte kurz etwas einwerfen. „Jetzt mal ruhig hier. Ich muss schließlich ein Gefühl für den Raum kriegen. Wie sieht es mit dem Licht aus?“ – „Die Sonne geht erst um 20 Uhr 58 unter.“ – „Aha. Dagegen kann man wohl leider nichts machen. Na ja. Vielleicht werde ich nachher noch etwas über Bernhard erzählen.“ – „Großartig. Bitte erzählen Sie doch die Geschichte, als Sie bei Bernhard in Ohlsdorf auf der Luftmatratze am Gang schlafen mussten.“ – „Also, wenn Sie mir jetzt ansagen, welche Geschichten ich zu erzählen habe, werde ich genau diese Geschichten nicht erzählen. Ich bin nämlich aufsässig.“ – „Ok, dann erzählen Sie die fade Luftmatratzen-Geschichte nicht.“ – „Dann erzähle ich sie vielleicht doch, weil ich Mitleid mit Ihnen habe.“- „Ok, Sie sind nervös.“ – „Ich bin nicht nervös! Nur angestrengt!“ Mir ging die Munition aus. Und dann sagte der große Theatermacher: „Sie müssen eines wissen: Wir beim Theater, wir sind nicht nett. Nett sind vielleicht die von der Bank oder der Versicherungsanstalt, aber wir, wir nicht.“ Aber wie die vom Theater nicht nett sind, zahlt sich am Ende des Tages dann aus.
Am 17. Juli tritt Michael Heltau im „Schwimmenden Salon“, Bad Vöslau, auf.
polly.adler@kurier.at
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