Rettungs-Ringen
D ist so garstig. Das ist auch quasi sein Geschäftsmodell. Vor allem zwischengeschlechtlich. Er signalisiert den Frauen ganz klar, dass ihn dieser Zweisamkeits-Firlefanz unendlich langweilt. Dass es ihn anödet, an Duftkerzen ein total tolles Gespräch zu führen. Dass er die Löffelstellung von allen Positionen am allerentbehrlichsten findet. Dass er Heimabende ausschließlich mit dem Menschen, den er am meisten liebt, verbringen will: mit sich selbst. Dass Ausgehen für ihn nur bedeutet, im Kreise seiner Kumpels böse Geschichten in Begleitung von harten Getränken zu inhalieren. Frauen sind bei solchen Anlässen nur dann geduldet, wenn sie die gleiche Schmähfall-Grenze besitzen.
Das wirklich Erstaunliche ist, dass seine Rüpelhaftigkeit die Weiber bei der Stange hält. Sie sind nämlich der granitfesten Überzeugung, dass der Mann eigentlich wahnsinnig viel Liebe braucht. In der Immobilienbranche fiele so einer unter Bastlerhit. All die Evis, Susis und Gittis sind sich hochtourig sicher, dass nur sie diese Nuss zu knacken imstande sind. Irgendwann geben diese Idylle-Terroristinnen natürlich w.o., weil die Kräfte sie verlassen. Dafür besitzt D geschärfte Intuitions-Antennen. Dann schlägt er zu und holt die Porsches aus seiner SMS-Garage: "Wer Großes will, darf nicht klein beigeben" oder "Fang mich auf!".
Nach solchen Verbalmassagen kommen die wieder in die Gänge – bis ihre Illusion vom Glück mit D endgültig an die Wand gefahren ist. "Tun sie dir nicht leid?", frage ich. Er schüttelt den Kopf: "Alles Freiwillige. Ich kann mich nicht erinnern, ihnen einen Revolver und die Aufforderung ,Rette mich’ an die Schläfe gehalten zu haben." Wieder einmal bestätigt sich F. Scott Fitzgeralds Weisheit: "Zu einem Unfall gehören immer zwei."
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