Liebe ist kein Gulasch
"Er ist wieder bei mir eingezogen", sagte K mit dem irrlichternden Triumph einer siegreichen Eislaufmutti im Blick, „wir wollen es wieder miteinander versuchen.“ Sie wollen wissen, warum mich diese Ansage so müde machte? Weil der Ausgang dieser Geschichte so lähmend gewiss war. Seit Monaten saß man erste Reihe fußfrei im Beziehungsdrama von K und ihrem – nennen wir ihn – Franzi. Der Franzi wäre eigentlich der Richtige für K, nur machte er ständig alles falsch: Er trug im lieben Heim bequeme Freizeitkleidung in allzu fröhlichen Farben. Wenn er aß, kam das einem Hörspiel gleich, bei dem von Gurgeln bis Schmatzen die Geräuschkulisse offen war. Die schönen Künste waren ihm schnurzegal. An Ehrentagen kam er mit einem Strauß von Spraynelken angereist, die regelmäßig wie knapp vor einer Burnout-Attacke aussahen. Und irgendwann wollte sich K nicht länger mit dieser Kompromisslösung aus Vernunft und Angst vor dem Alleinsein zufrieden geben und packte ihm die Koffer. Und der Franzi, dieser Trostpreis, hatte da draußen in der bösen, kalten, K-freien Welt sofort ein neues Glück gefunden. Damit hatte niemand gerechnet – am wenigsten K. Sie warf sich ins Zeug und bombardierte ihn mit SMS à la „Du bist mein emotionales Zuhause“ oder „Ich kann nicht mit dir, aber ohne dich noch viel weniger“. Der Franzi, der es auch viel zu anstrengend fand, der neuen 30-plus-Biene dauernd den souveränen Kerl vorzutanzen, gehorchte dem Ruf. Es vergingen sieben Wochen, aber dann war alles wieder so wie immer. Amore recycled eben. Börsenkurse ändern sich, aber Männer in der Regel nicht. Und meine geliebte Tante Lou, eine profunde Kennerin des allzu Menschlichen, war sich schon immer sicher: „Aufwärmen, liebes Kind, tut man ausschließlich ein Gulasch.“
polly.adler@kurier.at
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