Huch, Zimmermädchen!

Warum Kostümzwang so manche Ehen belebt.

Oh, hauchte F, als ihr der Bote einen Karton überreichte, und ließ ihn gleich, pseudo-desinteressiert, verschwinden. Ich hatte zu viele Folgen „Lie to me“ gesehen, als dass sie mir so kommen könnte, und hörte Dr. Lightman schnarren: „Face-Flashes in Kombination mit zitternden Lippen: Die Frau hat was zu verbergen.“ – „Nun“, fragte ich sie, „willst du es gar nicht aufmachen?“ – „Besser nicht“, flüsterte sie, „es könnte unser Respektverhältnis trüben.“ Irgendwann hatte ich sie soweit. „Nein“ ist das Wort, das in mir ungeahnte Energien freisetzt. In der Schachtel befanden sich keine E-Klasse-Vibratoren, sondern ein Zimmermädchen-Outfit: mit Spitzenhäubchen, passendem Schürzchen und einem hocheleganten Federmop. „Entzückend, da kannst du ja ordentlich auf den Putz hauen!“ – „Letzte Woche war ich Rotkäppchen und er der böse Wolf“, kicherte sie. „Und jetzt? Verkleidet er sich als Strauss-Kahn?“ – „Nein, ich hab ihm schon eine Einbrechermaske aus einer Skimütze gebastelt. Er wird mich überfallen.“ Ich fragte: „Ist noch Rotwein aus dem Rotkäppchen-Korb über?“ Sie sah mich nur flehentlich an: „Denkst du jetzt schlecht von mir?“ – „Für wie spießig hältst du mich? Kostümzwang ist in vielen Ehen der Bringer.“ Und dann erzählte ich ihr von meiner Begegnung mit der unterhaltsamsten Sexualtherapeutin der Welt, Dr. Ruth Westheimer, mit der ich einmal einen Nachmittag durch Wien fegen durfte. „Bin ich verrückt?“, hatte eine ihrer Anruferinnen in der Beratungssendung wissen wollen, „ich bewerfe meinen nackten Mann so wahnsinnig gerne mit gebackenen Zwiebelringen.“ – „Und? War sie verrückt?“ – „Dr. Ruth sagte ihr: Beim Sex ist alles erlaubt – einvernehmlich ist das Zauberwort.“ Zwiebel besitzen bekanntlich ein sehr hohes Toleranzpotenzial.

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