Herrliche Abhängigkeiten

Ein Juwel ist in unser Leben getreten.

Was ist der größte Liebesbeweis, den einem die beste Freundin machen kann? Jenseits von Unfugs-Solidarität und Empathie? Die Nummer ihres Raumpflegejuwels rauszurücken! Denn der Begriff Perle ist für die Dame, die jetzt wöchentlich zur Chaosminimierung bei uns antritt, Lichtjahre untertrieben. Alle Fulltime-Job-Bienen wissen, wovon ich spreche. Mürrische Putzteufel, die für den Zustand von Post-Dinnerparty-Küchen nur Augenpirouetten an Seufzsalven über haben, erzeugen Stress und schlechtes Gewissen. Beide machen einen schlechten Teint. Mit S, einem serbischen Sonnenschein, habe ich einen Lotto-Achter gezogen. Ich habe plötzlich ein Leben, in dem T-Shirts nach Farbtönen geordnet werden; Munition für Gewürzmotten-Genozide ohne Aufhebens nachgelegt wird und das Bettchen so drapiert ist, als ob Paris Hilton darin Schäferstündchen abzuhalten gedenke. Verglichen mit S kommt Bree van de Kamp nahezu wie ein Messie rüber. Der Fortpflanz, aus Rebellion mit Pedanterie gesegnet, ist in Panik, dass uns dieses Glück je wieder abhanden kommen könnte. „Mutter“, sagt sie streng, „du darfst SIE nicht enttäuschen. Du musst IHR Respekt für ihre Mühe entgegenbringen.“ Ich verstehe ihre Aufregung. Jetzt stehe ich am Montag, dem seit neuestem schönsten Tag der Woche, gegen sechs Uhr auf, um säuberungstechnisch vorzuglühen und die Schmutzwäsche-Berge nach Farbgruppen zu ordnen. Ich hole Croissants. Setze neapolitanischen Spitzenkaffee auf. Schraube die Stimme auf Zwitscherlevel. Und nein, sorry, die Telefonnummer darf ich nicht rausrücken. Ich musste den Zettel mit der magischen Ziffernkombination vor den Augen der Vermittlerin verspeisen. Nur damit Sie einen Eindruck von der Fallhöhe kriegen ...

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