Fashion-Detox
Die mir befreundete Ausdruckskünstlerin startet einen Selbstversuch: Sie will ein Jahr ohne den Erwerb von Stoffteilen und Hufen über die Runden kommen. Nicht einmal eine erbärmliche Socke darf über den Ladentisch zu ihr wandern. Fashion-Detox sozusagen. Arme, geschändete Volkswirtschaft! Ich denke, ich werde auch ohne diesen wertvollen Erfahrungsschatz zu heben, einfach ganz normal pleite sein. Wie auch viele meiner Freunde. Reiche Leute sind meistens ohnehin langweilig, weil kein Leidensdruck denkträge macht. Der wahre Luxus ist es sowieso, in diesem Land selbstständig erwerbstätig zu sein. Aber wir brennen ja für einen guten Zweck: die SVA, die soviel mehr verdient, als sie zu geben bereit ist, die Steuerbehörde, die sich ja wirklich nicht nur um die auf Volumen und Fülle geföhnten Liechtenstein-Pendler unseres lieben Österreichs kümmern kann.
Wie beruhigend auch, dass es trotz allem Krisengekränkel vielen Menschen in unserem schönen Land so richtig gut geht. Mit den ersten Sonnenstrahlen behübschen sie auch schon die Marktplätze und Parkanlagen – die (von den winterlichen Teneriffa-Aufenthalten) maximal pigmentierten, prächtig gelaunten Frühinvaliden und "hacklergeregelten" Pensionisten, die sich über uns im Hamsterrad des Kapitalismus rotierenden Zombies einen Ast lachen. Egal. Es gibt Trost in Form von so vielen schönen Dinge, die man sich für Geld nicht kaufen kann: innere Zufriedenheit, eine gute Verdauung, ein schlechtes Gedächtnis, Adrenalinkitzel durch Schwarzfahren. Meine Freundin K lebt gerade in einem seelischen Hollywood mit einem Millionär. Auch das bringt Probleme: Der Mann findet Bargeld schrecklich unelegant und hat deswegen nie welches dabei. Er lebt auch in ständiger Paranoia, dass er nur wegen seines Vermögens geliebt wird. Geschenkt!
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