Psychologische Dreier
Wir sind zu dritt!“, schrie sie, „zu dritt, verstehst du?“ Da S mittlererweile ihren 40er auch von der falschen Seite ansah, fürchtete ich kurz, dass sie ein süßes Geheimnis unter ihrem Herzen trug, wie das in den Trashmagazinen gerne so heißt. „Nein, nein, nicht so“, beruhigte sie mich. Hatten der Ihrige und sie etwa einen Mops als Beelterungs-Ersatzobjekt erworben? Auch hier Entwarnung. Das Triogefühl kam durch die enervierende Tatsache, dass der Herzensherr ständig von seiner Ex brabbelte. Wenn sie sich magentafarbene Ferragamo-Pumps umschnallte, sagte der Kurti (Name der Redaktion bekannt): „Sehr scharf! Auf Top-Bock hat die Vera auch immer großen Wert gelegt.“ Wenn sie sich mit Hermès-Parfüms einnebelte, zog er seinen Rüssel in Anerkennung hoch: „G’fallt ma, g’fallt ma sehr. Bei Parfüms darf man nicht sparen. Hat die Vera auch immer gsagt.“ Als er sich unlängst bei zehn Grad plus eine Mütze aufsetzte, konnte sie es nicht verbeißen, anzumerken: „Brav, dass du das Hauberl aufsetzt. Mir und der Vera ist nämlich wichtig, dass du dich nicht verkühlst.“ Irgendwann beschloss S, ihre neue Intima persönlich kennenzulernen. Schließlich kann man die Konkurrenz besser schlagen, wenn man ihr Waffenarsenal kennt. Und vielleicht war es S ja bestimmt, dieser Beziehung zu einem Revival zu verhelfen. Wie oft hatte sie schon in ihrem Bekanntenkreis erlebt, dass eine Geliebte einem den Wert des verlorenen oder schal gewordenen Partners überhaupt erst wieder vor Augen führte. Sie war nicht engherzig und hatte eine buddhistische Lebensansicht. Doch diesmal sollte der psychologische Dreier ein etwas beklemmendes Happyend nehmen: Denn Vera war reizend und gratulierte S dermaßen penetrant zu ihrer Wahl, dass ein Misstrauensvorschuss in den Kurti mehr als angebracht schien.
www.pollyadler.at
polly.adler@kurier.at
Kommentare