Ein Quantum Trostlosigkeit

Eine Fast-Greisin als Bond-Gespielin. Unerhört!

Die 80-plus-Fürstin lustwandelte nachts gerne in ihrem Park. Das bereitete ihrem Kammerdiener Sorgen. „Durchlaucht“, warnte er, „bleiben Sie doch bitte im Schloss. Es wird hier in der Gegend immer wieder von Vergewaltigungen berichtet.“ Da seufzte die Fürstin: „Sie Grundgütiger, aber in meinem Alter?“ Die treuherzige Antwort lautete: „Aber Durchlaucht, es gibt doch auch Perverse.“ An diese Aristo-Schnurre musste ich denken, als vergangene Woche die Feuilletonisten Häme und Empörung in ihre Tasten gossen. Das neue Bond- „Girl“ 50?! Was kommt als nächstes? Wird 007 statt seinem Martini-Cocktail ein Detox-Smoothie ordern? Als Folter-Variante zu Kuhkäse-Konsum gezwungen werden, damit er durch seine Laktoseunverträglichkeit von der Spur kommt? Muss der Mann, wenn er die greise Frau Bellucci wider jeden besseren Geschmack flachlegt, jetzt fürsorglich eine Rheumadecke aufbreiten? Während die liebe Gesellschaft sich längst daran gewöhnt zu haben scheint, dass Tattergreise mit Frauen, die (manchmal bestenfalls) in deren Enkelinnen-Altersgruppe fallen, paradieren, können wir Weiber uns das Wort Gerechtigkeit an die Wand pinseln. Daniel Craig wurde vergangene Woche 47, ist also definitiv auch kein Frühlings-Adonis mehr. Und die wunderschöne Monika Bellucci, deren Botox-Eingriffe, im Gegensatz zu denen der Damen Thurman und Zellweger, sich durchaus im grünen Bereich bewegen, ist also gerade einmal drei Jahre älter. Doch dass der Mann nicht ganz koscher ist, hätte uns eigentlich schon längst auffallen müssen. Schließlich hatte sich Craig vor seinem Amtsantritt in Schwimmweste auf einem Motorboot der Presse vorführen lassen. Und jetzt noch ein Bond-Girl, das knapp vor der Einweisung ins betreute Wohnen steht? Ein Quantum Trostlosigkeit!

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