Im Bett mit dem Mörder
Die letzten Wochen watete ich durch das Leben von Jack Unterweger. Dass die Frauen auf das tätowierte Tier abfuhren, war hinlänglich bekannt. Die grässlichsten Serienkiller in Amerika hatten ja ganze Zoos von Plüschtieren in ihren Todeszellen. Erstaunlich war bei Unterweger die Quantität: 151 Bekanntschaften mit sexuellem Ausgang in nur 673 Tagen registrierte er in seiner Trophäensammlung. Und das soziologische Spektrum, das die abdeckten: Opernsängerinnen, Politikergattinen, Krankenschwestern, Künstlerinnen, Sekretärinnen, Journalistinnen, Psychologinnen. Umwerbungsgespräche konnten knapp gehalten werden, die meisten waren nach wenigen Minuten im Bereitschaftsmodus. Selbst in der Endphase vor der letzten Verurteilung trudelten noch Wäschekörbe voll weiblicher Fanpost ein, inklusive Nacktfotos. Ich meldete Erklärungsbedarf bei Unterwegers Psychiater an. Er nannte mir drei Arten von Frauen, die sich aus dem Fan-Bataillon herauskristallisiert hatten: Der Typ bourgeoise Dame, die ihr Madonnenimage mit einem sadistischen Triebtäter beflecken wollte. Die Kategorie Krankenschwester, die von einem Suchen-Bergen-Retten-Syndrom beseelt war. Und dann gab es noch die Gruppe einsame Hofratswitwen, die sich aus einem nahezu komischen Motiv auf den Killer eingeschossen hatten: Die Liebe zu einem „Lebenslänglichen“ hatte die fantastische Nebenwirkung, dass sie sich des Mannes sicher sein konnten, weil er ja nicht weglaufen konnte. Was sich im Falle Unterweger als tragischer Irrtum herausstellen sollte. Ich musste an Clint Eastwood denken, der in einem Film einer Ex den Satz „Wenn du eine Garantie im Leben willst, dann kauf dir einen Toaster“ um die Ohren geknallt hat. Und daran, dass Frauen prinzipiell nicht auf die Welt gekommen sind, um verstanden zu werden.
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