BOVELINOS PLAYLIST: Die CDs der Woche
POP
SPEAK YOUR MIND
ANNE-MARIE
Gnadenlos kommerziell – die schöne ANNE-MARIE hat sich mit ihrem Solo-Debüt keinesfalls nur Freunde unter meinen Kollegen gemacht. Warum? Irgendwie hatte man wohl gedacht, dass die 27-Jährige aus East Tilbury, Essex, die bisher für gefeierte Electronic-Acts wie Rudimental, Clean Bandit und Marshmellow gesungen hat, sich mehr mit gefinkelten Breakbeats und gegen den Strich gebürsteten Trap beschäftigen würde. Tut sie aber nicht. Ihr Pop ist pur. Ein paar House-Einflüsse da, ein wenig Reggaeton dort, nichts, was durchschnittliche Hörgewohnheiten aus dem Gleichgewicht bringen würde. Schlecht? Keinesfalls. „Alarm“ ist eine Power-Single, bei der sie ihre an Rihanna erinnernde Stimme voll ausspielt, „Ciao Adios“ liefert bouncy tropical House, „Heavy“ ist eine wunderbar phrasierte Ballade, mit „Friends“ ist ihr einer der Popsongs des Jahres gelungen. Einfach unverkopft, etwas bodenständig wie die Sängerin selbst, dafür umso sinnlicher. Nein, sie hat nicht den Glamour ihrer US-Kolleginnen, ähnlich wie ihr britischer Kollege Ed Sheeran (der mit „2002“ erstaunlicherweise den schwächsten Song des Albums geschrieben hat) punktet sie als „Star zum Anfassen“. Was man natürlich nicht wörtlich nehmen sollte. Auch, weil sie immerhin zweifache Weltmeisterin im Shotokan Karate ist ...
POP/ELECTRONIC
11 TRACKS
KIDS N CATS
Einmal um die gaaanze Welt – mit
Jeanne Drach und ihrer ebenso schicken wie guten Band. Ein spannendes Projekt, das sie nicht nur zu Live-Gigs nach Paris, Tokio, Brasilien, Swasiland, Mexiko und anderen Orten gebracht hat. Nein, sie hat überall, teils mit einheimischen Musikern, auch Musik aufgenommen.
So sind elf Elektropop-Perlen entstanden, wie das superlässige „France“ (mit dem senegalesischen Rapper Nix) oder der unwiderstehliche Aufruf zur „Vagina Revolution“ in Mexico. Pretty Dirty: "Germany". Gesungen wird auf Spanisch, Französisch, Englisch, Japanisch, Chinesisch – richtig geiles Teil. (Wouf)
ROCK
TELL ME HOW...
COURTNEY BARNETT
Nach ihrer gemütlichen Sonntagnachmittagaufderveranda-CD mit Slacker-Buddy Kurt Vile dreht die Australierin den Gitarren-Amp wieder auf und legt mit „Nameless/Faceless“ einen Song vor, der aus Nirvana eine noch klassere Band gemacht hätte.
Wie gewohnt liefert sie dazu auch die bissigsten und klügsten Textzeilen der jüngeren Rock-Geschichte. „City Looks Pretty“ rollt entspannt vorwärts, „I Need A Little Timeout“ ebenso und „Clarity“ zieht das Tempo wieder an. Und ja natürlich, der Titel ist Programm: „I'm Not Your Mother, I'm Not Your Bitch!“ (Milk!)
BLUES/WORLD
WANDE
SAMBA TOURÉ
Neben seinem – nicht verwandten – Namensvetter Vieux Farka Touré gilt Samba als einer der besten Gitarristen Malis, wenn nicht ganz Afrikas. Nach seinen bisherigen High-Energy-Werken geht er es diesmal richtig chillig an. Touré eröffnet mit einem beinahe klassischen Roots-Blues-Track („Yo Pouhala“) und verfällt dann in den sanft rollenden Groove des Sahel-Rock. Wunderschöne Sache. Dass er durchaus auch andrücken kann, zeigt er mit Titeln wie dem 70s-Stampfer „Yerfara“ oder dem grandiosen Blues-Rock von „Goy Boro“. (Glitterbeat)
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