Träumende Schäferin, um 1763

Träumende Schäferin, um 1763
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Wegen anfangs fehlender Verbindungen in relevante Akademiekreise, die ihm ein Rom- Stipendium hätten einbringen können, fertigte Boucher zunächst vor allem Zeichnungen, Stiche und Entwürfe, mit denen er innerhalb von fünf Jahren das Reisebudget erwirtschaften konnte. 1728 trat er die für jede Künstlerausbildung obligatorische Rom-Reise an. Nach Frankreich zurückgekehrt vertiefte sich der Kontakt zum Hof Ludwigs XV. Boucher lieferte nun Entwürfe für die berühmte Gobelinmanufaktur von Beauvais, wurde später deren Direktor und einer der begehrtesten Künstler am französischen Hof. Doch in Akademie- und Intellektuellenkreisen blieb er umstritten. Ihr wichtigster Vertreter, Denis Diderot, kritisierte ihn immer wieder und konnte doch nicht der Bewunderung für sein malerisches Können widerstehen.

Boucher spielt mit perfekt aufeinander abgestimmten sinnlichen Reizen: die leicht geöffnete Bluse der Schäferin, das tiefe Dekolleté, ihr heller, frischer Hautton, der auch an Armen und Füßen von den geschmeidigen Stoffen freigegeben wird, bietet ihren geröteten Wangen die willkommene Leinwand. Glückseligkeit und Idylle allerorten!

Der aus dem Bild herausblickende Ziegenbock begleitet die Schäferin in ihrer Rolle – er ist aber auch eine dezent eingesetzte Verkörperung freizügiger Lebenslust. Solche Schäferszenen („Pastorale“) hatten ihren Ausgang in der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts genommen und wurden unter König Ludwig XV. auch zu einem Thema der Malerei.

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