Selbstmord der Kleopatra

Selbstmord der Kleopatra
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Den in Rimini aufgewachsenen Maler zog es wie Tausende andere auch nach der künstlerischen Grundausbildung nach Rom. Jedoch kehrte er zunächst in seine Heimat zurück und konnte sich hier eine Existenz als Maler von Kirchenbildern aufbauen. Nach einer wohl lukrativen, aber eben nicht standesgemäßen Affäre mit einer Gräfin verlor er seine Auftraggeber. Schließlich wurde er in Venedig mit sinnlich inszenierten weiblichen Akten, die er aber oft mit Symbolen der Vergänglichkeit inhaltlich verdichtete, bekannt. 1658 berief ihn Kaiser Leopold I. als Hofmaler nach Wien, hier starb er fünf Jahre später.

Nach dem todbringenden Biss windet sich die an den römischen Bewachern vorbei geschmuggelte Giftschlange beinahe zärtlich um den Arm der besiegten Königin. Die Gefühle der Zeuginnen des tragischen Momentes reichen von scheinbar distanzierter Beobachtung bis zu ergriffener Trauer. Dem Todesdrama wie zum Trotz steht der genüsslich vor rotem Samthintergrund inszenierte weibliche Körper gegenüber. Übrigens hatte die besiegte Königin, um der öffentlichen Zurschaustellung in Rom zu entgehen, wahrscheinlich eine weniger schmerzhafte Giftmischung gewählt und den Tod durch den Biss der heiligen Uräusschlange nur vorgetäuscht. Diese letzte Inszenierung ließ sie in Augen ihrer Untertanen göttlich erscheinen.

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