Kommen wir zum Nächsten, 2005 (Detail)

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Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs

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Neo Rauch, in Leipzig geboren und ausgebildet, gilt als Wegbereiter der „Neuen Leipziger Schule“, gehört international zu den bedeutendsten Malern seiner Generation. Altmeisterlich malend, werden Stile und Formen, Raum- und Zeitebenen in düster verstörende Traumwelten verwandelt. Dabei finden sich Anspielungen auf Kunstgeschichte, auf Prinzipien der Werbegrafik oder auf die Ästhetik von Comics. Auf die Bilderflut in den Medien angesprochen, bemerkte Rauch kürzlich: „Die Entschleunigung findet in den Museen statt, denn die Kunst bündelt die Dynamik unterschiedlicher Lebenswelten in einer Ruheposition.“

Teigig und schwer wirken die Girlanden, die der von einer Guillotine dominierten Szene einen irritierenden Hauch von Festlichkeit verleihen – wird die Hinrichtungsstätte gerade auf- oder abgebaut? Wird hier Gericht gehalten? Der Richter (es könnte auch ein Polizist sein) im Vordergrund sitzt an einem Tisch, dessen Sockelkonstruktion in Auflösung begriffen ist. Der biedermeierlich Gekleidete greift in seine auf dem Boden stehende Aktentasche, zeigt mit der anderen Hand auf ein Schriftstück und schaut doch grimmig an allem vorbei ins Nichts. Es ist vielleicht der Henker selbst, der in Fesseln vorgeführt wird.

www.essl.museum

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