Drei kauernde Frauen, um 1914

Drei kauernde Frauen, um 1914
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Als Moser 1918 starb, notierte Hermann Bahr „... für den Wiener war Kolo Moser der Mann der Quadrateln; die meisten meinen, er habe das Schachbrett erfunden“. Vor allem die Sessel, die Moser für das Sanatorium Purkersdorf entworfen hatte, haben im kollektiven (Kunst-)Gedächtnis bleibenden Eindruck hinterlassen. Josef Hoffmann, Otto Wagner und Joseph Maria Olbrich wurden seine Wegbegleiter. Weniger präsent blieb sein malerisches Werk, das nach der Ausbildung an Akademie und Kunstgewerbeschule in den letzten Lebensjahren neuen Schwung aufgenommen hatte. Vor allem hatte Moser sich mit Goethes Farbenlehre auseinandergesetzt – oder wie Bahr es formulierte: „Kolo rettete sich vor dem Abgrund zu Goethe – an Goethes Farbenlehre fing er noch einmal von vorne an.“

Handelt es sich um dieselbe Frau, die wir aus drei Perspektiven betrachten? Spätestens seit der Renaissance findet man in der Malerei immer wieder Künstler, die eine ähnliche Strategie verfolgten, um dreidimensionale Objekte in die Fläche zu bannen: verschiedene Ansichten werden gleichberechtigt nebeneinander gesetzt. Mosers Figuren aber sind der Welt entrückt – sie schweben frei im Raum. Eine rötlich schimmernde „Lichtaura“ umspielt die markanten Körperkonturen – dieses Stilmittel findet sich im Umfeld der Wiener Moderne tatsächlich nur bei Moser, der es auch zur Steigerung der Leuchtkraft der Farben einsetzte.

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