Bildnis der Tochter Elisabeth, um 1637

Bildnis der Tochter Elisabeth, um 1637
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Jordaens galt früher als bürgerlicher, zur Volkstümlichkeit neigender Gegenpol zu den großen flämischen Hofkünstlern Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck. Der Umstand, dass er nie nach Italien gereist war, hatte zu dem Urteil verleitet, er habe niemals eine ernsthafte Leidenschaft für die Antike entwickelt – jedoch drückte sie sich bei ihm differenzierter und auf Umwegen aus. So las er weniger bekannte Literatur und brach an vielen Stellen die Grenzen zwischen scheinbar alltäglichen Motiven und gelehrter Ernsthaftigkeit auf.

Empfindsam schildert Jordaens das zarte, von unübersehbarer körperlicher Präsenz begleitete Wesen seiner etwa 20 Jahre alten Tochter Elisabeth. Das rotblonde, in sanften Wellen fallende Haar und die unterschiedlichen Lagen des weißlichen Gaze-Stoffes verbreiten eine Leichtigkeit, die mit dem Realismus der Hauttöne wunderbar korrespondiert. Elisabeth zeigt eine edelsteinbesetzte Brosche, in deren Mitte eine antikisierende Büste zu erkennen ist. Die konkrete Bedeutung ihrer Geste ist nicht überliefert – neben irdischem Besitzerstolz wird aber wohl auch die Gelehrsamkeit der Malertochter hier eine vielschichtige Rolle spielen

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