Bestickte Weihnachtspullis: ein Pro & Contra

Bestickte  Weihnachtspullis: ein Pro & Contra
Je blöder, desto beliebter? Weihnachtspullis spalten die Gemüter - auch bei uns in der Redaktion.

Pro - Andreas Bovelino

"Nerdy? Spießig? Nein, das wahre Outlaw-Outfit!"

Schon klar, auch manche Kollegen schütteln verstört die Köpfe. Wie KANN man nur so etwas anziehen? Kitschig, doof, nerdy, spießig und sowieso total uncool.

Aber: Man kann diese herrlichen Ungetüme auch ganz anders sehen, nämlich als Bekenntnis zu Weihnachten. Also „Weihnachten total“. Nicht nur so ein bisschen feiern und weihnachtlich tun, mit verlegenem Herumgehüstel vor dem Baum, nein, das volle Programm! Mit ordentlich und vor allem inbrünstig geschmetterten Weihnachtsliedern, Eggnog bis zum Umfallen oder zumindest bis Mama das Bockbier auf den Tisch stellt, und ja, auf allen vieren unter dem Baum die Geschenke AUF-REIS-SEN, bis man im Papier badet, mit Familie und Freunden feiern, lachen, weinen, streiten und sich dann wieder ganz toll lieb haben.

Unvernünftig? Ja, eh. Aber das waren damals unsere Dreadlocks auch oder was wir früher halt so getragen haben, um unsere Gesinnung der Welt zu zeigen, denn darum ging’s doch immer, oder? Zerrissene Jeans, Piercings, Stiefel, Armbänder  und der ganze Schnickschnack. Auch klare Statements, auch möglichst kompromisslos. Die Haare haben sich verabschiedet – bleibt dem Outlaw von gestern eben der Ugly Christmas Sweater von  heute.

Und ja, vielleicht ist es dann doch auch ein ganz klein wenig  Wiedergutmachung für damals, als die Jugendliebe einem dieses hässliche Teil, das sie selbst gestrickt hat, schenken wollte und man sie herzlos ausgelacht hat.

Aber auch mit den Dämonen seiner Vergangenheit umzugehen, gehört zu Weihnachten dazu. In diesem Sinne: Nicht ohne meinen wunderbaren Weihnachtspulli!

Bestickte  Weihnachtspullis: ein Pro & Contra

Contra - Bernhard Praschl

"Ich sage nur eines. Fischkrawatte"

In einem Leben ist natürlich nicht alles rosig, aber ich kann mich tatsächlich nur an einen einzigen Tag erinnern, der in meinem Gedächtnis unter „schwarzer Tag“ abgespeichert ist. Der Tag der Fischkrawatte.

Fasching war und irgendjemand hat die Losung „lustig“ ausgegeben. Andere kamen als Clown, Zorro, Karl Kraus,  Elvis oder Marilyn. Nicht lachen. Denn einer kam mit einer Krawatte in Forellenform. Das war echt  nicht zum Lachen. Das war ich.

Die Schmach dieses No-Jokes prägt einen fürs Leben. Zugegeben, dieses Ding hat schon am Tag 1 ausgesehen wie ein stinkender Fisch. Ist lange her, trotzdem will ich mich nicht erneut zum Affen machen. Besonders nicht in einem Norwegerpulli mit einem  Alpaka, einem Bären  oder einem Rentier vorne drauf.  

Ich befinde mich damit in guter Gesellschaft. Denn auch  Isländer sind meiner Meinung: Sonst würde sie ja Norwegerpulli anziehen. Und Norwegerpulli sind eben – durch eine Laune des Schicksals – die Grundlage der „Ugly Christmas Sweater“.
Stichwort: „Bridget Jones“. Der schaurig-schöne Moment, als Schauspieler Colin Firth sich  Renée Zellweger in einem Pulli samt Rentier mit großer roter Nase zeigte,  gilt als der erste massenwirksamste Auftritt eines Pullis mit peinlicher Botschaft.
Das ist 18  Jahre her! Ein Jahr später, 2002, wurde in Vancouver eine erste „Ugly Christmas Sweater Party“ gefeiert. Und seither ist die angloamerikanische Welt nicht davon abzuhalten, dass  diese zweifelhafte saisonale Kostümierung  ein großer Spaß ist.

Ich meine,  das Gegenteil ist der Fall. Das alles ist ein großer Irrtum. So wie der Brexit. Auch den findet niemand  mehr lustig.

 

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