app in den Sommer

app in den Sommer
Sonne oder Regen, ein lindes Lüfterl oder ein ausgewachsener Hagelsturm – die Prognosen der altbewährten Profis lagen heuer so oft daneben wie noch nie. Aber was bringt eigentlich der Blick in die digitalen Glaskugeln unserer Smartphones? Sechs Wetter-Apps im freizeit-Test.

An einem sonnigen Samstagnachmittag sitze ich bei etwa 25 Grad im Garten und hoffe, dass es endlich regnet. Und die Temperaturen wieder in den einstelligen Bereich absacken. Ganz ehrlich: So etwas passiert mir nicht oft. Noch ehrlicher: Es ist mir überhaupt erst ein Mal passiert.

Am 1. Juni dieses Jahres, dem Tag, an dem ich einen ausgesprochen runden Geburtstag so überschwänglich um nicht zu sagen närrisch, wie es eben das Vorrecht fortgeschrittenen Alters ist, zu feiern gedachte.Bei etwa 8 Grad und strömendem Regen und einem eisigen, dafür umso stürmischeren Westwind, der mein kurzfristig ersteigertes Partyzelt mit heulendem Gelächter in Sekundenschnelle abtrug, hatte ich mich am Vortag dazu entschlossen, die Geburtstagssause abzusagen. Denn: Die von mir konsultierte Wettervorschau eines seriösen, öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders sagte für den Samstag keine wesentliche Besserung voraus: weiter kalt und spätestens ab Mittag wieder starke Regenfälle. Erstaunlich hartnäckig zeigte sich die Homepage des Wetterdienstes meines Vertrauens, das auch an eben jenem Samstag, an dem ich bei Sonnenschein zwischen meinen ungebrauchten 50-Liter-Bierfässern saß und alleine still vor mich hinweinte, mit „kühl und regnerisch“ verhöhnte.

„Du brauchst eine gscheite Wetter-App“, erklärten mir die Freunde und guten Engel in der Redaktion. Mittlerweile hab ich alle ihre Lieblingsapps, was vor allem einmal dazu führt, dass mein Billigsdorfer-Smartphone dermaßen langsam ist, dass ich kaum noch telefonieren kann. Dafür weiß ich immer, wie das Wetter ist und vor allem sein wird. Weiß ich das wirklich? Wie smart sind eigentlich die diversen Wetter-Apps? Höchste Zeit für einen ultimativen App-Test. Die Ausgangslage:Am Freitag, 12.7., lass ich mir von den digitalen Wetterfröschen sagen, wie das Wetter am Mittwoch, 17.7., sein wird. Wobei ich hoffe, dass die hübschen bunten Apps im Gegensatz zu meinem Old-School-Onlinedienst, zumindest das aktuelle Wetter richtig hinkriegen.

Und das waren die am entsprechenden Mittwoch tatsächlich gemessenen Werte der Hohen Warte: zwischen 28 und 29 Grad, weitgehend wolkenlos, mäßiger Wind, der von Nord auf Ost bis Südost drehte.

Der Unterschied liegt im Detail: Während alle anderen Apps gratis sind, muss man für die Wetterkugel, den Liebling der lieben Kollegin G, 2,69 Euro zahlen. und es gibt keine 5-, sondern nur eine 4-Tages-Prognose. Den Wind berücksichtigen bei weitem nicht alle Apps. Und der, vor allem auch seine Richtung, hatte wesentlichen Anteil daran, dass man an den von allen Anbietern prognostizierten Badetagen Montag und Dienstag bei knapp über 20 Grad im Schatten sogar ins Frösteln kam. Und sich bei Sonnenuntergang richtig warm anziehen musste.

Vielleicht war der Mittwoch, eingebettet in eine Schönwetterlage, ja auch eine zu leichte Übung. Denn richtig interessant wurden die Prognosen erst, was den darauffolgenden Samstag anbelangt. Erraten, der ist mein mit siebenwöchiger Verspätung festgelegter Ersatztermin in Sachen „Wir lassen's zum Geburtstag nochmal ordentlich Krachen. Während man sich am Freitag noch einig war, dass ab Donnerstag der Spaß vorbei sei und uns Temperatursturz und Gewitter ins Haus stünden, verlängerten wetter.at und ZAMG den Sommer bereits am Montag bis zum folgenden Wochenende, allerdings noch mit der Einschränkung, dass es am Samstag ordentlich gewittern wird.

Noch am Dienstag rief mich meine große Schwester an, die wie alle großen Schwestern fast alles besser weiß als ihr kleiner Bruder, und brachte mich so weit, wieder an Aufgabe zu denken. Von wegen Gewitter und so. Am Mittwoch, dem Tag, an dem ich diese Zeilen schreibe, bin ich mit der Kraft von sechs Apps im Rücken, die alle einen wolkenfreien, hochsommerlichen Samstag voraussagen, endlich stark genug, um zu sagen: Schwesterchen, wir feiern!

Wenn diese Geschichte eine Woche später erscheint, haben wir alle es freilich immer schon besser gewusst. Denn Apps hin oder her - wahrscheinlich hatte einfach meine Oma Recht. Wie so oft. Die sagte schon zu Belcredis Zeiten: „Lasst's ihn reden – das Wetter macht, was es will.“

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