Andrea Puschl über neue Rollen

ORF-Moderatorin Andrea Puschl nimmt teil an der neunten Staffel von "Dancing Stars" (Beginn: 7. März 2014).
Jeden Montag zeigt "Thema, was Thema ist". Insofern müsste schon bald ein Bericht über Sendungs-Chefin Andrea Puschl, 52, zu sehen sein. Als "Dancing-Star" rückt die Frau hinter den ORF-Kulissen ins Rampenlicht. Im Interview erzählt sie, warum sie keine Lust mehr aufs Moderieren hat, wann sie zuletzt Herzklopfen hatte und was sie von einer Zweijährigen lernen konnte.

Frau Puschl, Sie sind Chefin der Info-Sendung "Thema" und werden nun "Dancing Star". Haben Sie keine Angst um Ihre Seriosität?

Andrea Puschl: Hätte man mich vor fünf, sechs Jahren gefragt, ob ich mitmache, hätte ich Nein gesagt. Inzwischen gab es Kolleginnen aus der Information wie Barbara Rett oder Angelika Ahrens, die auch eine sehr seriöse Ausstrahlung haben und denen "Dancing Stars" nicht geschadet hat. Außerdem ist es ja eine seriöse Unterhaltungssendung.

Haben Sie sofort zugesagt, als Sie gefragt wurden?

Nein, ich habe ja auch nicht damit gerechnet, weil ich seit über einem Jahr nicht mehr am Schirm bin. Ich manage "Thema" hinter den Kulissen und sehe mich überhaupt nicht als Promi. Aber mir ist auch bewusst, dass das die neunte "Dancing Stars"-Staffel ist und die tanzwilligen Promis in diesem Land irgendwann ausgehen.

Mit "Dancing Stars" wird Ihre Prominenz nun aber wieder extrem angekurbelt.

Mir ist ganz wichtig zu sagen, dass es mir bei "Dancing Stars" nicht darum geht, wieder ins Rampenlicht zu treten. Das ist mir eher unangenehm. Ich war in meinem Berufsleben immer wieder vor der Kamera, habe "Wien heute", "Thema" und als Karenz-Vertretung die "ZIB 1" moderiert. Das war schön, aber ich muss da nichts mehr erreichen. Moderationen waren ein "Zuckerl", aber nie mein journalistisches Ziel. Ich tanze einfach gerne, deshalb bin ich jetzt dabei.

Haben Sie denn schon Erfahrung?

Mit 16 war ich in der Tanzschule Eichler in meiner Heimatstadt Klagenfurt, vergleichbar mit dem Elmayer in Wien. Ich habe das sehr gerne gemacht, weil ich am Abend fortgehen konnte. Und weil mir der Rock’n’Roll besonders gut gefallen hat, habe ich mit meinem Schulkollegen Heinzi Herbst einen Kurs gemacht.

Heinzi Herbst klingt nach Künstlername.

Kein Künstler, er ist heute Arzt. Wir haben damals bei mir zu Hause im Kinderzimmer trainiert – noch mit Plattenspieler. Das war 1977. Die Akrobatik haben wir in der Tanzschule geübt. Der Heinzi war sehr groß und als wir eine Überkopf-Figur geübt haben, bin ich aus 1,90 Metern Höhe auf den Boden gekracht. Zum Glück sind dort Matten gelegen und es ist nichts passiert. Aber im ersten Moment konnte ich kaum atmen.

Sie sind also hart im Nehmen und offenbar sehr sportlich. Mir hat jemand erzählt, dass Sie im Sommer immer vom 7. Bezirk auf den Küniglberg radeln.

Das stimmt, ich fahre sehr gerne Rad, aber das fällt im Winter weg. Und ich war auch schon mal beweglicher. Aber das wird sich mit "Dancing Stars" jetzt ändern. Angelika Ahrens hat mir erzählt, dass man in dieser Zeit alle sozialen Kontakte vergessen kann, weil das Training so intensiv ist.

Sie haben mir am Telefon verraten, dass Ihnen Ihre relativ neue Rolle als Oma sehr wichtig ist. Blutet Ihnen nicht das Herz, wenn Sie nun keine Zeit für Ihre Enkelin haben werden?

Das tut mir am meisten leid. Sie ist knapp zwei Jahre alt und das wunderbarste Geschöpf, das ich kenne. Ich bin richtig verliebt in sie. Sie kennen das vielleicht von einem Date. Wenn ich sie besuche, habe ich richtig Herzklopfen, weil ich mich so freue. Und ich glaube, umgekehrt ist es auch so. Sie lässt alles liegen und stehen, wenn sie weiß, dass ich komme.

Sie haben etwas sehr Mädchenhaftes an sich. Hatten Sie jemals Probleme mit der Bezeichnung Oma?

Während der Schwangerschaft kam schon die Frage auf: "Wird sie Oma zu mir sagen?" Wir haben dann einmal kurz über andere Bezeichnungen nachgedacht. Meine Schwiegertochter, die aus Kirgisistan kommt, meinte: "Babuschka vielleicht." Aber das war mir doch zu kompliziert. Als meiner Enkelin dann da war und mir mein Sohn einen Sticker mit der Aufschrift "Super-Oma" geschenkt hat, war ich stolz drauf. Und mein Sohn hat ja ab dem 4. Lebensjahr auch nicht mehr Mama, sondern Andrea zu mir gesagt. Fragen Sie mich nicht, warum. Es war einfach so. Er hat auch seinen Vater immer beim Vornamen genannt.

Welche Erinnerungen an Ihre Zeit als Mutter waren noch prägend?

Als mein Sohn mir die freudige Botschaft überbracht hat, habe ich Freudentränen geweint. Ich habe meine Schwestern angerufen und alle haben sich gefreut. Da dachte ich mir schon, wie schön es für das Kind ist, so erwünscht und willkommen zu sein. Ich bin damals mit 21 Jahren sehr früh schwanger geworden, war unverheiratet und später Alleinerzieherin. Damals waren die Reaktionen anders. Nicht ganz so offen.

Trotzdem sind Sie Ihren Weg gegangen und konnten Kind und Karriere vereinbaren. Wie ist Ihnen das gelungen?

Ich habe damals noch studiert und mit 22 Jahren beim ORF in Kärnten als Ferialpraktikantin begonnen. Als mein Sohn drei war, konnte er in den Kindergarten gehen und ich bin freie Mitarbeiterin im Landesstudio Wien geworden. Es war schwierig, aber es ist sich alles ausgegangen und ich musste mein Berufsleben nicht unterbrechen. Ich habe mich als erwachsene Andrea Puschl ja nur als Mutter gekannt und habe dann auch als Alleinerzieherin voll gearbeitet. Als junger Mensch ist alles ganz selbstverständlich.

War der Beruf der Journalistin Ihr Herzenswunsch?

Mein allererster Berufswunsch war Akrobatin. Ich wollte Trapezkünstlerin im Zirkus werden, aber meine Mutter meinte dann, das wäre kein g’scheiter Beruf. Und dann war ich mit 13 beim "Tag der offenen Tür" im Landesstudio Kärnten. Als ich dort zum ersten Mal ein Studio mit Glasscheibe gesehen habe, wusste ich: "Da möchte ich hin."

Sie waren später als Reporterin bei vielen Katastropheneinsätzen wie dem Grubenunglück in Lassing oder in Krisengebieten wie dem Kosovo im Einsatz. Hat Sie das geprägt?

Solche Erlebnisse sind natürlich erschütternd: Mich hat aber auch beruhigt, dass viele Menschen mit ihrem Schicksal gut umgehen können. Ich war zum Beispiel in einem Flüchtlingslager in Albanien und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dort unter all den armen Menschen mit der Kamera herumgerannt bin. Aber die Leute wollten ihre Geschichten erzählen. Sie hatten nur ein bisschen Tee, zubereitet auf offenem Feuer, aber sie haben uns eingeladen. Beeindruckend waren vor allem die Kinder. In solchen Situationen sieht man, wie selbstverständlich Kinder ihr Leben annehmen. Sie strahlen fast immer, wenn sie nur Liebe bekommen.

Es heißt auch immer, dass man von Kindern viel lernen kann. Was konnte Ihnen Ihre Enkelin beibringen?

Das klingt ein bisschen kitschig, aber: die Welt durch die Augen eines Kindes zu sehen. Als sie noch ein Baby war und wir Steine in einen Teich geworfen haben, hat sie sich bei jedem "Platsch" so unendlich gefreut. Ich habe ein Gartenhaus an der Alten Donau, das ich sehr liebe. Wenn Ayana im Sommer durch den Garten geht, bleibt sie bei jeder Blume stehen und riecht. Dadurch sehe auch ich die Welt bewusster und erlebe die kleinen Dinge und Schönheiten des Lebens wieder.

"Wenn es unter die Gürtellinie geht, wie in der letzten Staffel bei der evangelischen Pfarrerin, habe ich ein Problem. Das möchte ich nicht erleben müssen."

Der deutsche Neurobiologe Gerald Hüther, der sich intensiv mit Kindern beschäftigt, sagt ja auch, dass Glück eng mit Begeisterung zusammenhängt. Und die erlebt man oft, wenn man etwas zum ersten Mal macht. So wie Sie nun "Dancing Stars."

Ich freue mich schon sehr. Ich bin seit sieben Jahren "Thema"-Chefin und mache, je nachdem, wie lange ich dabei bin, jetzt zwei, drei Monate etwas ganz anderes. Das ist eine tolle Abwechslung.

Haben Sie Angst davor, zu früh auszuscheiden?

In den ersten beiden Sendungen kann man ja zum Glück nicht ausscheiden. Und danach würde ich gerne möglichst weit kommen. Aber ob ich das Zeug habe, um zu gewinnen, weiß ich nicht.

Die Jury wird Ihnen das sicher mitteilen. Haben Sie Angst vor Kritik?

Mit gerechtfertigter Kritik kann ich gut umgehen. Wenn es aber unter die Gürtellinie geht wie in der letzten Staffel bei der evangelischen Pfarrerin, habe ich ein Problem. Das möchte ich nicht erleben.

Sie meinen Herrn Ekker.

Vor dem wird man gewarnt.

Er wurde halt auch für die Rolle des Krokodils besetzt.

Das stimmt, er ist der "Böse". Ich habe aber den Eindruck, dass alle Juroren ihr Feedback fast immer sehr gut rüberbringen. So wie man es eben lernt. Auf ein Lob folgt das Negative. Da werde ich die Kritik von Herrn Ekker schon verkraften.

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