Das Buch meines Lebens: Andrea Eckert

Das Buch meines Lebens: Andrea Eckert
über "Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling

Lieblingsbücher sind wie Zusammensein mit geliebten Menschen: man wünscht, die Zeit anhalten und zuweilen auch zurückdrehen zu können. Als Kind lag ich für Wochen auf einer Quarantänestation im Krankenhaus. Jeden Nachmittag kam meine Mutter zu Besuch. Sie setzte sich an mein Bett und begann, mir vorzulesen, wohl um mich auf andere Gedanken bringen. Es ist das Dschungelbuch von Rudyard Kipling, das mir aus dieser Zeit in Erinnerung ist. Als hätte sie immer nur dieses einzige Buch gelesen: die Geschichte von Mogli, dem Menschenkind, das mit wilden Tieren aufwuchs und sich von ihnen geliebt und beschützt fühlte. Ich liebte jede Nuance der Stimme meiner Mutter und die Art, wie sie innehielt, um umzublättern. Es scheint mir, als könnte ich mich an jedes Detail der Jugend Moglis, seiner Freundschaften und Abenteuer erinnern, denn sie verschmelzen für mich mit diesen kostbaren Momenten unserer Zweisamkeit, die nie wieder so ungetrübt und innig war wie in dieser Zeit.

* Die Schauspielerin, Sängerin und Filmemacherin ist in dem Stück „Gift. Eine Ehegeschichte“ zu sehen: Wiener Volkstheater, ab 23. Jänner, Karten 01/521 11-400, www.andrea-eckert.com

Das Buch meines Lebens: Andrea Eckert

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