Willkommen im Paradies
Ein Strand, das Meer und zwei knappe Teile Textil. So begann die steile Karriere vieler Models. Ob Cheryl Tiegs, Heidi Klum, Paulina Porzikova, Elle Macpherson, Christy Brinkley, Cindy Crawford, Naomi Campbell oder Tyra Banks, sie alle posierten an exotischen Orten für eine Sonderausgabe des US-amerikanischen Sportmagazins „Sports Illustrated“ – für die Bikini-Ausgabe. Kaum war die Haut getrocknet, nannten sie sich Supermodels.
„Swimsuit Issue“ heißt das Podium für den Aufstieg nach Maß. Diesen Namen trägt es seit fünfzig Jahren. Am Prinzip „Sex sells“ sind seither sogar Herrenmagazine mit einschlägigem Interesse gescheitert. Das stets Ende Jänner erscheinende Bikini-Sonderheft zählte jedoch von Anfang an zum erfolgreichsten Produkt des Sportheft-Verlags. Auch, weil an Sport interessierte Männer eben nur Männer sind. Und weil immer wieder echte Sportlerinnen zwischen all die Models geschummelt wurden. Steffi Graf zum Beispiel.
Statt der Karibik kam diesmal die Antarktis an die Reihe: Für die Jubiläums-Ausgabe des Bikini- Magazins musste Kate Upton ganz schön frieren
Am Anfang waren weder deutsche Tugenden gefragt, noch amerikanischer Fleiß. Sondern eine Mischung aus Erotik, Esprit und einem Schuss Savoir-vivre. Mit einem Wort: „Sports Illustrated“-Chefredakteur André Laguerre, ehemals Presseattaché des französischen Präsidenten Charles de Gaulle, versuchte, dem sportlichen Winterloch mit erfreulichen Ausblicken zu entfliehen. Er schickte eine junge Modereporterin mit folgendem Auftrag in die Karibik: „Setzen Sie ein hübsches Mädchen aufs Cover.“
Das schlug ein. Zehn Jahre nach Gründung des „Playboy“ und achtzehn Jahre nach dem Patentantrag für einen Zweiteiler als Bikini waren die USA auch reif dafür, reihenweise junge Damen im sommerlichen Outfit zu betrachten. Abgemagerte Hungermodels waren nie das Markenzeichen. Statt nach Twiggy-Kopien gab es den Wunsch nach „größeren und gesünderen“ Frauen. Wenn möglich, zeigte „Sports Illustrated“ sogar Flagge. So war Tyra Banks mit ihren Bikini-Fotos im Jahr 1996 das erste schwarze Covergirl der USA. Mit Steffi Graf (1997), Serena Williams (2003) und der NASCAR-Fahrerin Danica Patrick bewiesen auch Sportlerinnen Model-Qualitäten. Mit Beyoncé vor sieben Jahren ebenso eine Soul-Prinzessin.
Dass es Models in den Wintermonaten in die Karibik zieht, ist verständlich. Doch das muss nicht sein. Ausgerechnet Alaska war auch schon Schauplatz für das Bikini-Shooting. Jetzt, für die Jubiläumsausgabe zum 50. Geburtstag, hielt mit der Antarktis der Gegenpol dafür her. Vielleicht auch als Geste der Erinnerung an die kalte Zeit der Pioniertage, in denen die Idee mit den Bikini-Nixen geboren worden war. Mit Kate Upton kriegte ein Model den Cover-Jackpot, das sich trotz der erst 21 Jahre eine Wiederholungstäterin schimpfen kann. Vor zwei Jahren war das gut proportionierte Mädchen schon einmal auf dem Cover der Bikini-Ausgabe. „Schaut billig aus“, rümpften damals notorische Nörgler die Nase. Kate war das egal. Sie ist seither um zwei Millionen Dollar reicher, posierte nacheinander für das Cover der italienischen und der amerikanischen „Vogue“ und schaffte es auch, in den USA ein weiteres Mal zum „Talk of the Town“ zu werden. In einem Werbeclip für den neuen Mercedes CLA schürzte sie die Lippen gerade noch jugendfrei ... Viel Einsatz zeigte die Tochter einer ehemaligen Tennisspielerin und eines Sportlehrers auch beim letzten Bikini-Shooting im Dezember. Schauplatz: Antarktis. Temperatur: minus 20 Grad. Stimmung: sehr super. Wie das weitergehen soll? Ganz einfach. Kate wird Kino-Star, sehr bald sogar. Mit der Komödie „Drei sind zwei zu viel“ startete sie sogar ganz oben. Eine ihrer Partnerinnen dabei ist immerhin Cameron Diaz. Auch deren Karriere baut auf ihrer Bikini-Figur auf.
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