Bankenkrise: So schlimm wie 2008?

Europäische Zentralbank EZB
Es begann mit der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA und schwappte wie ein Wall nach Europa. Die dramatischen Zinserhöhungen der amerikanischen Fed, Bank of England und EZB konnten nicht ohne Wirkung bleiben. Doch warum trifft es wieder die Banken und was passiert jetzt mit der Realwirtschaft?

Eine Bank benötigt Vertrauen. Ist das Vertrauen weg, kann die Bank nicht überleben, denn sie benötigt laufend Liquidität. Was in den USA mit einer zu schnell gewachsenen SVB begann, brachte auch in Europa wieder Gedanken an die Finanzkrise 2008. Doch wie schon die bekannten Ökonomen Rogoff und Reinhart im Buch „This time is different“ damals auf verschiedenste Finanzkrisen umlegten, so könnte man auch die derzeitige Situation der Banken als etwas anders als 2008 betiteln.

Bankenkrise: So schlimm wie 2008?

Mag. Bernhard Tollay, Geschäftsführer Metis Invest GmbH 

Keine wertlosen Kredite aus den USA, sondern eine der sichersten Anlageklasse der Welt, nämlich US Staatsanleihen, legten den Grundstein dieser kurzen aber sehr intensiven Bankenkrise. Die SVB geriet genau mit diesen Papieren bzw. deren Marktwertverluste aufgrund des dramatisch steigenden Zinsniveaus in finanzielle Schieflage. Schon war er da, der Vertrauensverlust und damit das nächste Bankenbeben! Auch in Europa prägten jahrelange Skandale und Fehlentscheidungen eine Bank. Die geplante Restrukturierung kam zu spät. Auch hier verloren AnlegerInnen das Vertrauen, zogen in großem Stil Gelder ab und schickten die Credit Suisse in die Hand des größten Schweizer Konkurrenten, UBS.

Aber war‘s das jetzt bzw. wie könnte es weitergehen? Da es keine „Schrottpapiere“ waren, sondern Managementfehler, stehen die Chancen gut, dass nicht weitere, möglicherweise sogar profitable Banken, das Vertrauen des Marktes verlieren. Allerdings löste diese Bankenkrise bei anderen Banken eine Verschärfung der Kreditvergabe aus und mit dem inzwischen deutlich höheren Zins und einer weiterhin hohen Inflation, einen weiteren negativen Impuls für die Wirtschaft. Die Wirkung dieser doppelten Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wird zeitverzögert nach einigen Monaten auch die Realwirtschaft treffen, wie stark, das wissen wir spätestens im Herbst.

Mag. Bernhard Tollay ist Geschäftsführer der Metis Invest GmbH. Dort verantwortet er das gesamte Veranlagungsportfolio der Merkur Versicherungsgruppe sowie verschiedene nachhaltige Publikumsfonds im Bereich der europäischen Unternehmensanleihen. Vor seiner Funktion als Geschäftsführer der Metis Invest GmbH leitete er einige Jahre die Veranlagung der Merkur Versicherung AG.

Kommentare