Brillenglas ist nicht gleich Brillenglas
Eine schicke Fassung auswählen, die aktuellen Dioptrien-Werte eingeben, auf Kaufen klicken und in rund zwei Wochen wird die neue Brille bequem nach Hause geliefert. Vier Prozent der Brillenträger – vor allem die Jüngeren – bestellen ihre Brille bereits im Internet und der Online-Brillenmarkt wächst und wächst. Doch auch wenn Brillengläser für das ungeschulte Auge oft völlig gleich erscheinen, können die Unterschiede enorm sein – auch was den Preis betrifft.
Viele Einzelschritte
Warum bei der Brillenauswahl sowie Glasanpassung so viele Einzelschritte nötig sind, erklärt der Wiener Berufsgruppensprecher der Augen- und Kontaktlinsenoptiker Walter Gutstein damit, dass moderne Brillengläser wahre Hightech-Fabrikate sind, die exakt an die jeweiligen Sehbedürfnisse angepasst werden. Anlässlich des Welttags des Sehens möchte Gutstein aufklären, warum eine Brille nach Maß für gutes Sehen entscheidend ist.
Die richtige Zentrierung ist das A und O
„Eine Brille sollte immer auf die eigenen Augen personalisiert werden“, sagt Gutstein: „So müssen bei einer richtig angepassten Brille die Gläser so ausgerichtet bzw. zentriert werden, dass die Augen im richtigen Abstand sowie Winkel durch die Scheitelpunkte der Brillengläser schauen. Geschieht das nicht, kann das unangenehme Folgen haben. Zum einen: Stimmt die Ausrichtung der Seiten oder der Höhe nicht, werden die Bilder durch die Brille verschoben, was dazu führt, dass man zum Ausgleich schielt. Blickt man zum anderen im falschen Winkel durch die Gläser, entsteht ein sogenannter „Astigmatismus schiefer Bündel“, was bedeutet, dass die Dioptrien nicht mehr stimmen.“ Zu einer falschen Korrektionswirkung kann es ebenso kommen, wenn auf den Abstand zwischen Auge und Brillenglas nicht Rücksicht genommen wird. Der Berufsgruppensprecher rät daher, den persönlichen Augencheck beim Brillenkauf auf keinen Fall auszulassen.
Die maßgeschneiderte Brille ist ein Muss
Nicht nur die Brillengläser benötigen eine individuelle Anpassung. Mit der Wahl der entsprechenden Fassung können Verzerrungen, Sehfelder und die Dicke der Gläser beeinflusst werden. Zudem wird sie schon vor der Zentrierung der Gläser nach dem jeweiligen Verwendungszweck vorangepasst. „So wird beispielsweise bei einer Lesebrille mehr Vorneigung eingestellt, bei einer Fernbrille hingegen weniger und bei einer Gleitsichtbrille werden die vom Glashersteller vorgegebenen Winkel und Abstände berücksichtigt. Zudem wird nach Fertigstellung bei der Abgabe der Brille darauf geachtet, dass die Brille gut, komfortabel und wie bei der Anpassung festgelegt sitzt“, erklärt Gutstein. „Anlässlich des Welttags des Sehens ist es uns besonders wichtig aufzuklären“, so der Wiener Berufsgruppensprecher.
Regelmäßige Kontrollen sind wichtig
„Neben der richtigen Brillenwahl gilt auch Folgendes: Gehen Sie regelmäßig, im Idealfall jährlich, zum Augenarzt und zum Augenoptiker und lassen Sie Ihre Augen und Sehkraft überprüfen, damit die Sehhilfen im Bedarfsfall entsprechend angepasst werden können. Das bestmögliche Sehen ist nämlich nur dann gewährleistet, wenn die Brille am aktuellen Stand ist.“
Tipps gegen den Augenstress im Herbst
Der Herbst ist eine belastende Zeit für die Augen. Das können Sie dagegen tun!
• Kalter Wind – trockene Augen
„Augen sind sehr widerstandsfähig, aber der kalte, trockene Wind, der uns ab Oktober immer öfter entgegenschlägt, macht sie anfällig für Trockenheit,“ warnt Walter Gutstein, Wiener Berufsgruppensprecher der Augen- und Kontaktlinsenoptiker. Trockene Augen werden durch verschiedene Ursachen begünstigt, zum Beispiel durch verklebte Lidränder, eine zu geringe Tränenmenge oder eine schlechte Tränenfilmqualität. „Je nachdem, welche die Ursachen für die Trockenheit sind, gibt es verschiedene Arten von Nachbenetzungstropfen, die helfen können. Lassen Sie sich unbedingt von einem Augenoptiker beraten – es ist nicht egal, was man sich in die Augen tropft!“
• Schlechte Sicht beim Autofahren
Der Herbst bietet gerade für die Augen von Autofahrern große Herausforderungen. Gutstein schildert: „Einerseits blendet die tiefstehende Sonne, andererseits sorgt das feuchte Wetter für reflektierende Fahrbahnen. Die rascher einfallende Dunkelheit ist ein weiteres Problem, da mitunter dann erst Fehlsichtigkeiten auftreten oder sich stärker auswirken – Stichwort Nachtblindheit.“ Dazu kommt, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der Lenker eine Autofahrerbrille trägt, die solche Probleme u. a. durch eigene Beschichtungen ausgleicht. „Die meisten glauben, ihre Alltagsbrille reicht. Das ist aber nicht immer der Fall. Eine Autofahrerbrille könnte so manchen Unfall vermeiden helfen“, ist der Experte überzeugt.
• Bürostress schlägt sich auf die Augen
Der Bürostress spitzt sich Richtung Dezember immer weiter zu. Und das bedeutet gleichzeitig Gefahren für die Augen. Das stundenlange Starren auf Bildschirme sorgt für Beschwerden wie Kopfweh, Augenrötungen und -trockenheit. 83 Prozent der Bildschirmarbeiter klagen über solche Probleme. Zu wenig Bildschirmpausen (pro Stunde fünf Minuten Pause, natürlich ohne Handy, helfen bereits!) und die falsche Brille verschlimmern die Lage. „Wer den Tag vor dem Bildschirm verbringt, dem ist unbedingt eine Brille anzuraten, die auf die eigene Situation abgestimmt ist, also unter anderem auf die Distanz zum Bildschirm. Die Alltagsbrille ist hier fehl am Platz. Bildschirmbrillen sorgen unter anderem durch Blendschutz und Blaulichtfilter dafür, dass die Anstrengungen für die Augen verringert werden. Nur drei Prozent der Bildschirmarbeiter besitzen sie jedoch,“ sagt der Wiener Berufsgruppensprecher.
• Die Erkältungssaison ist gestartet
„Den meisten Menschen ist gar nicht klar, welche wichtige Rolle die Augen in der Erkältungszeit spielen,“ sagt Gutstein. „Sind Sie verkühlt, fassen Sie sich auf keinen Fall in die Nähe der Augen, denn so geraten Bakterien und Viren schnell in Ihren Körper.“ Erkältungen sorgen für Rötungen, erhöhten Tränenfluss und andere Anzeichen von gereizten Augen. „Wir empfehlen auch Ihren Augen zuliebe oftmaliges Händewaschen und das Desinfizieren von Türklinken, Arbeitsgeräten und Handys.“