Vier Vorsorgebausteine, die wichtig sind
Fast alles kann versichert werden. Aber welche Polizzen sind wirklich sinnvoll? Das kommt natürlich auf die eigenen Prioritäten und Lebensumstände an. Deshalb macht es Sinn, seinen Versicherungsschutz in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Das gilt vor allem dann, wenn man einen neuen Lebensabschnitt beginnt: Mit dem Partner zusammenzieht oder heiratet, Kinder bekommt oder den Job wechselt. Vier Experten niederösterreichischer Sparkassen verraten, welche Vorsorgebausteine heute wirklich wichtig sind.
Ein Unfall kann jedem passieren
782.200 Personen wurden 2018 bei Unfällen verletzt, davon rund 588.700 in den Bereichen Haushalt, Freizeit und Sport. Den geringsten Anteil hatte der Verkehr mit knapp zehn Prozent, gefolgt von Arbeit bzw. Schule mit knapp 15 Prozent. Freizeitunfälle summierten sich auf 36 Prozent, Haushaltsunfälle gar auf 39 Prozent. Die Bereiche Freizeit und Haushalt sind die neue Gefahrenzone, darüber sind sich die Experten einig. Franz Pruckner, Vorstandsvorsitzender der Waldviertler Sparkasse: „Ruhte man sich früher aus, wird heute beim Sport der Ausgleich gesucht und die Freizeit aktiv gestaltet.“ Doch bei Freizeitunfällen lauert das Risiko einer Vorsorgelücke. Pruckner: „Klar, die gesetzliche Sozialversicherung kommt für die unmittelbaren Behandlungskosten nach einem Unfall auf. Wenn es allerdings um die Kosten für Folgebehandlungen oder die finanziellen Einbußen aufgrund einer bleibenden Behinderung, geht, zahlt ausschließlich die private Unfallversicherung. Umso erstaunlicher ist es, dass nur rund jeder Zweite in Österreich privat unfallversichert ist.“
Besonders bei Freizeitunfällen lauert das Risiko einer Vorsorgelücke.
Finanzielle Unabhängigkeit im Alter
Wir werden immer älter und das ist erfreulich. Zuletzt erhöhte sich die Lebenserwartung der österreichischen Männer um 109, jene der Frauen um 80 Tage pro Jahr. Waren früher Menschen, die 100 Jahre alt wurden, die große Ausnahme, denn die Regel, so wird heute eine 20-jährige Frau mit einer Wahrscheinlichkeit von 32,7 Prozent ihren hundertsten Geburtstag feiern. Bei Männern liegt diese Wahrscheinlichkeit nur bei 20,2 Prozent, aber das ist noch immer ein Fünftel aller heute 20-Jährigen. Helge Haslinger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Niederösterreich Mitte West: „Mit der in den vergangenen Jahren steigenden Lebenserwartung müssen wir uns immer öfter die Frage stellen, ob wir uns ein langes Leben überhaupt leisten können.“ Die durchschnittliche monatliche Rente betrug laut Statistik Austria 2018 bei Männern 1.540 Euro und 890 Euro bei den Frauen. Haslinger: „Doch entscheidend ist die Differenz, also die Lücke zwischen dem letzten Erwerbseinkommen und der tatsächlich ausbezahlten Pension. Experten sehen diese sogenannte Pensionslücke bei durchschnittlich 600 Euro pro Monat.“ Ein gutes Produkt, hier entgegenzuwirken, ist die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge. Das Produkt ist einerseits sicher und andererseits als einziges Vorsorgeprodukt völlig steuerfrei! Außerdem fördert der Staat die einbezahlten Prämien im Jahr 2019 mit 4,25 Prozent bis maximal 122,19 Euro pro Monat oder eine jährliche Einzahlung bis zu 2.875,18 Euro. Haslinger: „Entscheidend bei der Altersvorsorge ist, möglichst früh damit zu beginnen, denn der Faktor Zeit zählt mehr als Rendite. Selbst mit relativ kleinen Beträgen im Monat, lässt sich hier ein solides Fundament für das Alter setzen.“
Experten sehen die sogenannte Pensionslücke bei durchschnittlich 600 Euro pro Monat.
Das oft unterschätzte Pflegerisiko
Eines steht fest: Die Pflegekosten werden in den kommenden Jahren steigen, denn es ist ein Anstieg in der Langzeitpflege zu erwarten. Experten glauben, dass die Zahl der Pflegegeldbezieher bis 2050 von heute 462.000 auf 750.000 Menschen steigen wird. Armand Alexander Drobesch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Korneuburg: „Laut offizieller Statistik findet Pflege schon heute überwiegend in den eigenen vier Wänden statt. 80 Prozent der rund 462.000 Pflegegeldbezieher werden derzeit von insgesamt 960.000 Angehörigen zu Hause gepflegt. 1,4 Millionen Menschen in Österreich sind also unmittelbar mit dem Thema Pflege konfrontiert.“ Ein Grund für den großen Anteil der häuslichen Pflege in Österreich ist nicht zuletzt, dass die staatliche Pension und das Pflegegeld in den seltensten Fällen ausreichen, um einen Platz in einem Pflegeheim der eigenen Wahl oder eine 24-Stunden-Pflege zu Hause finanzieren zu können. So setzt der Rechnungshof die monatlichen Kosten für eine Pflege zu Hause mit rund 3500 Euro fest, Hilfsorganisationen rechnen sogar mit bis zu 4500 Euro. Damit ist bei einer durchschnittlichen Alterspension von 890 Euro bei Frauen und 1540 Euro bei Männern selbst zuzüglich des Pflegegeldes eine Finanzierungslücke vorprogrammiert. Drobesch: „Nur eine private Pflegeversicherung kann helfen, diese finanzielle Lücke zu schließen.“
80 Prozent der 462.000 Pflegegeldbezieher werden von Angehörigen zu Hause gepflegt.
Komfort und Sicherheit im Krankheitsfall
Die Überalterung der Gesellschaft bringt auch das in Österreich sehr gut funktionierende Gesundheitswesen immer mehr an seine Grenzen. Laut Ärztekammer droht schon bald ein akuter Ärztemangel in Österreich. Schon jetzt sind bei den Kassenärzten Operationstermine nur nach wochenlanger Wartezeit zu bekommen.
Peter Prober, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Neunkirchen: „Wer schnell einen Behandlungstermin haben möchte, kann sich an einen Wahlarzt wenden. Dafür muss der Patient aber die erbrachten Leistungen zunächst aus eigener Tasche begleichen, kann sich die Kosten von seiner gesetzlichen und privaten Krankenversicherung jedoch, zumindest teilweise, rückerstatten lassen.“ Kein Wunder also, dass bereits heute jeder Dritte, eine private Zusatzversicherung hat. Die private Krankenversicherung wird oft bei einer Familiengründung zum Thema. Der Mutter-Kind-Pass regelt zwar die Vorsorgeuntersuchungen und Kontrollen während der Schwangerschaft, aber nicht alle Leistungen sind von der gesetzlichen Krankenversicherung gedeckt. Prober: „Viele Leistungen rund um Schwangerschaft und Geburt werden nicht von der Krankenkasse übernommen und hier füllt eine private Krankenversicherung die Lücken. Je nach Vertrag und Tarif übernehmen private Versicherer zahlreiche Zusatzleistungen rund um die Schwangerschaft. Dazu zählen beispielsweise alternativmedizinische Behandlungen, Beratungseinheiten mit einer Hebamme sowie die Kosten für einen Wahlarzt.“
Schnelle Behandlungstermine gibt es heute oft nur noch beim Wahlarzt.
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