Die Dimensionen des ROI: Wann zahlt sich eine Weiterbildung wirklich aus?
Die Erfahrungen vieler Business Schools weltweit nach der Wirtschaftskrise 2008 haben gezeigt, dass Menschen gerade die Krise dazu nutzen, sich für den nächsten Karriere-Schritt bereit zu machen. „Und das gelingt am besten, wenn man in die eigenen (Führungs- und Management-) Kompetenzen, also in den eigenen Marktwert investiert, um – nach der Krise – einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt zu haben. Der ROI wird dabei auch beim Thema Weiterbildung immer wichtiger. Denn es geht um viel: Die Unternehmen wollen wissen, ob das Geld, das sie in ihre Mitarbeitenden investiert haben, gut angelegt ist; für die Teilnehmenden selbst spielt es eine große Rolle, denn sie sind es, die das neue Wissen und die neugewonnenen Skills in der Praxis umsetzen.
Weiterbilden in Zeiten der Krise: Karriere-Boost als sichere Investition
„Gerade in Zeiten der Krise braucht es auf den Führungsebenen viel Struktur und fundiertes Wissen, um Wechselwirkungen und wirtschaftliche Zusammenhänge sowie zukunftsweisende unternehmerische Entscheidungen besser abschätzen zu können. Das zeigte sich schon während der Finanzkrise im Jahr 2008, aber noch deutlicher während der Corona-Pandemie und jetzt in Zeiten einer anhaltend hohen Inflation vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs“, sagt Stöttinger.
Daneben diene der ROI in Krisenzeiten häufig nicht nur dem Streben nach einem weiterem Karriereaufstieg, sondern auch der Absicherung der aktuellen Position gegenüber Anderen. An der richtigen Schlüsselposition im Unternehmen, mit zukunftsweisender Positionierung und dahingehendem Fachwissen macht man sich längerfristig für den Arbeitgeber unabdingbar. Und: „Welches Zeichen der Motivation für die Stelle könnte sich Arbeitgeber*innen gegenüber besser eignen als eine Investition in die eigene Weiterbildung, die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten?“, so Stöttinger.
Aus diesem Grund finden brandaktuelle Themen zur Bewältigung der Krisen auch inhaltlich in allen MBA-Modulen als Querschnittsmaterie Eingang, etwa durch die Bearbeitung aktueller Cases vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Studierenden erhalten somit dringend benötigtes Fachwissen kombiniert mit Input aus der Praxis.
Die Hauptmotive für die Teilnahme an einem MBA-Programm jedoch waren und sind auch in Zeiten der Krise unverändert geblieben: der nächste Karrieresprung oder auch die Selbstständigkeit als Unternehmer. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen: Im Schnitt stieg das Gehalt der Alumni nach MBA-Abschluss um +29%. Das Gehalt der Global Executive MBA Alumni stieg dabei am meisten (+37%).
Die vier Dimensionen des ROI
Aber neben dem finanziellen ROI der eigenen Weiterbildung oder jener der Angestellten gibt es noch viel mehr: „Unabhängig davon, ob wir den ROI aus Sicht des Unternehmens, oder aus Sicht des Individuums betrachten: Was zählt, ist die ökonomische Logik. Eine Weiterbildungsmaßnahme war also dann erfolgreich, wenn sie sich (finanziell) rentiert und einen konkreten Mehrwert generiert. In der Praxis kann sowohl die Rentabilität, als auch der Mehrwert unterschiedliche Dimensionen haben“, so Stöttinger.
1. Finanzieller ROI
Um den Erfolg eines Investments überhaupt verlässlich quantifizieren zu können, muss es ganz konkrete Zielsetzungen geben. Erst dadurch lässt sich ein Vorher/Nachher-Vergleich anstellen. Bei anwenderrelevanten Hard Skills- und Fachschulungen, etwa im Sales- Projektmanagement oder IT-Bereich ist ein solcher Vergleich recht einfach, da ganz konkrete Zielzahlen herangezogen werden können. Auch beim Gehalt oder neuen Job-Angeboten aufgrund eines absolvierten MBAs ist die Vorher-/Nachher-Bilanz einfach zu berechnen. Bei Soft Skills geht das auch, ist aber etwas schwieriger abzubilden, weil zum Vergleich spezifische individuelle Kompetenzfelder hinterlegt werden müssen. Beispielsweise könnte es darum gehen, ob eine Führungskraft in der Lage ist, neue Tools einzusetzen oder ein neues Mindset für sich und die eigenen Mitarbeiter zu entwickeln“, sagt Stöttinger.
2. Skills- und Kompetenzerweiterung:
An erster Stelle geht es bei jeder Weiterbildung natürlich darum, neues Wissen und Fähigkeiten zu erwerben – gerade in sich so stark verändernden Zeiten wie diesen werden Anpassungs- und Veränderungsfähigkeit als wohl wichtigste Kompetenzen für Führungskräfte im 21. Jahrhunderts genannt. Neben dem Erwerb neuester Tools und Methoden geht es aber zunehmend auch darum, das entsprechende Mindset zu schulen. Gerade in Managementpositionen braucht es heute andere, neue und vor allem mutigere Ansätze.
Für Organisationen ist Weiterbildung ein wichtiger Hebel, um stetig zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Wirksame Strategien zu entwickeln, um geeignete Mitarbeiter für neue Themen zu rekrutieren und diese weiterzubilden, wird zunehmend schwieriger und zugleich immer wichtiger. Die Lösung für das scheinbare Dilemma: eine gezielte interne Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter.
3. Das Netzwerk:
Ein weiterer wichtiger Grund, sich für eine Weiterbildung zu entscheiden, ist das Netzwerk. Aus Organisationssicht geht es nicht zuletzt auch um einen wesentlichen Beitrag zur Organisationskultur, indem sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, sich abseits des beruflichen Alltags untereinander auszutauschen, näher kennenzulernen und gemeinsam über zukünftige Entwicklungen nachzudenken. Zum anderen erkennen viele Unternehmen, welche positiven Auswirkungen es hat, wenn die eigenen Mitarbeiter gemeinsam mit jenen anderer Unternehmen lernen: „Es geht um ein ständiges Geben und Nehmen wertvollen Wissens und wichtiger Erfahrungen – zum Vorteil aller“, so Stöttinger.
Für Individuen waren und sind Netzwerke essentiell: Weiterbildung als neutraler Ort des Kennenlernens und als Basis für zukünftige Kooperationen und Karriere-Boosts. Außerdem sind Weiterbildungssituationen sehr gut geeignet, um die eigenen Talente und Kompetenzen zu erkennen und so den individuellen Mehrwert im Netzwerk zu verdeutlichen.
4. Der einzigartige Mehrwert von Weiterbildung:
In der bisweilen recht eindimensional geführten Diskussion, ob und ab wann sich etwas rechnet, werden ganz außergewöhnliche Nebeneffekte, die Weiterbildung mit sich bringt, oft vernachlässigt. Stöttinger dazu: „In Gesprächen mit Studierenden und Absolventen hat sich gezeigt, dass abseits von Wissenserweiterung und Netzwerkausbau sehr oft Aspekte wie mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, mehr Mut oder Durchsetzungsvermögen als positive Auswirkungen auf ihre tägliche Arbeit genannt werden. Auch die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation und die Leidenschaft, mit der jemand für ein Thema „brennt“, steigen nachweislich.“
Zudem schärft Weiterbildung den Blick über den Tellerrand, man identifiziert neue Möglichkeiten und Perspektiven und erkennt, wo und wie man selbst am besten wirksam werden kann. Weiterbildung schafft dabei gezielt Lernräume, die die Chance bieten, abseits von unserem Daily Business die eigene Komfortzone zu verlassen, Neues auszuprobieren und radikale Ansätze zu testen. Und Stöttinger abschließend: „Weiterbildung ermöglicht last but not least die Stärkung der eigenen Reflexionsfähigkeit, das Aufdecken blinder Flecken des Ichs und trägt dazu bei, Fragen zur Persönlichkeit zu klären: Was will ich, wo will ich hin, was treibt mich an? Fragen, die uns dabei helfen, ein erfülltes und gleichzeitig glückliches Berufsleben zu führen.“
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