Wo die Neurosen blühen

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Die Idee, Tiny Houses möglichst in der Natur zu verstecken, liegt derzeit im Trend. Während das meist mittels großer Spiegelflächen gelingt, setzen die Macher von „Lucia Smart“ hingegen auf richtig viel Durchblick.

Die Logik ist im Grunde recht einfach: Wer durchsichtig ist, wird auch nicht gesehen. Das ist jedenfalls der Zugang, den die Architekten des Studios Pirinen & Salo gewählt haben, um ihre ganz besondere Hütte in der Natur zu verstecken. Unter dem Namen Lucia Smart haben sie ein Glashaus entwickelt. Doch in diesem erblühen keine Rosen. Dafür aber jedenfalls Neurosen. Denn, egal was man in Lucia Smart gerade treibt, man wird sich garantiert beobachtet fühlen!

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Tatsächlich wählten die Architekten dieses Tiny House nicht den gängigen Weg, ein Häuschen mittels maßgeschneiderter Verspiegelungen in der Umgebung zu verstecken. (Siehe auch die Storys "Das unsichtbare Spiegelhaus" und "Urlaub im Spiegelkabinett") ). Stattdessen setzen die Macher dieser ungewöhnlichen Hütte auf maximalen Durchblick.

Lucia Smart holt die Natur nach Hause

Sprich: Die winzige Kabine – es hat gerade mal etwas mehr als ein Doppelbett darin Platz – besteht fast ausschließlich aus Glas! „Lucia Smart bietet einen kompletten 365-Grad-Panoramablick auf die umgebende Naturlandschaft und den Himmel“, betont das Studio stolz.

Ein Bett als Blickfang

Und weiter: „Man fühlt sich eins mit der Umgebung. Und das, während man den vollen Komfort eines King-Size-Bettes genießt. Während man von diesem eine ununterbrochene Sichtverbindung in die Natur hat.“

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Tatsächlich wird die blitzblanke Ganzglasfassade bloß durch die schmalen schwarzen Fugen des hochmodernen Verglasungssystems unterbrochen. Und durch das schwarze Stahlband des Fußbodens. „Die große Menge spiegelnder Glasflächen an der Außenseite fügt das Haus kraftvoll in seine Umgebung ein“, sagen dazu die Architekten.

Ein Raum muss reichen

„Unser Ziel war es, einen Raum zu entwerfen, in dem man die Natur in ihrer ganzen majestätischen Schönheit so direkt wie möglich erleben kann“, sagen sie.

Deshalb ist das Innere der Kabine auch mit einer einheitlichen Spezialfolie beschichtet: Diese würde die umgebende Landschaft als Hauptdarsteller des Projekts hervorheben. Die dreieckige Form der Stahlkonstruktion ist zudem so ausgerichtet, dass der Blick nach draußen in die Natur und in den Himmel optimiert wird.

Alles wird fx und fertig geliefert

Um außerdem die Flora und Fauna des Standorts nur minimal zu stören, wird die gesamte Kabine fix und gebrauchsfertig an den Standort geliefert. Vor Ort muss sie nur noch an die notwendige Infrastruktur angeschlossen werden. Stichwort: Wärmeentwicklung. Wer keine Klimaanlage installiert, wird wohl oder übel und trotz modernster Fenstertechnik irgendwann dem Hitzeschlag ins Auge sehen. Statt Rehen, Hirschen und Bäumen.

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Wenn man bei Lucia Smart aber wirklich den vollen Durchblick haben möchte, so muss man unbedingt die verantwortlichen Auftraggeber unter die Lupe nehmen: eine Firma mit dem Namen Savon Lasituote Oy. Das finnische Unternehmen hat sich auf den Bau hochwertiger Glaskonstruktionen spezialisiert und baut in diesem Fall natürlich darauf, das eigene Know-how eindrucksvoll unter Beweis stellen zu können.

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Das gelingt übrigens so gut, dass jeder zukünftige Bewohner von Lucia Smart spätestens nach Sonnenuntergang weiß, warum sein Glashaus übersetzt „Intelligentes Licht“ bedeutet: In den schmalen Stahlstreben sind kleine LED-Leuchten eingebettet, die das gesamte Zimmerchen erhellen. Und somit auch des Nachts dafür sorgen, dass garantiert kein Move im Inneren von Lucia Smart unbeobachtet bleibt; die Neurosen also rund um die Uhr gedeihen können.

Text: Johannes Stühlinger Bilder: Marc Goodwin / Archmospheres

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