Wo der Funke überspringt

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Wer sagt, in einer Zündholzschachtel zu leben, spricht eher selten über Luxus. Die Familie, die dieses Haus in Pasadena bezogen hat, darf aber zurecht mit dieser Ansage angeben.

Wer sagt, in einer Zündholzschachtel zu leben, spricht eher selten über Luxus. Die Familie, die dieses Haus in Pasadena bezogen hat, darf aber zurecht mit dieser Ansage angeben.

Es ist immer wieder faszinierend, woran sich Architekten orientieren, um Problemstellungen intelligent zu lösen. Manche beginnen ganze Lebensgeschichten zu erzählen – wie etwa beim neu gestalteten Spice & Barley in Bangkok. Andere knüpfen an Legenden an und nützen etwa die Welt der Wikinger für Konzepte wie jenes im norwegischen Haugesund. Die Kreativen des US-Büros Montalba Architects wiederum haben sich jetzt an einer klitzekleinen Zündholzschachtel orientiert!

Die größte Zündholzschachtel der Welt

Besonders paradox an diesem Bild ist vor allem die Tatsache, dass sie die Idee einer Zündholzschachtel als konzeptionellen Ausgangspunkt für eine 390 Quadratmeter große Villa wählten, die wahrlich alle Stückerl spielt. Tatsache also ist: Im Sinne von klein und eng hat das "Projekt LR2", wie es offiziell heißt, nichts mit einer Zündholzschachtel gemein. Ganz im Gegenteil. Die Gedankengänge der Architekten werden allerdings schlüssig, wenn man sich auf sie einlässt.

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Dazu muss man an den Ursprung dieses durchaus spektakulären Auftrags zurückgehen. Als die Auftraggeber ihre Wünsche formulierten, eine Luxusresidenz zu errichten. Und zwar auf einem großen Areal, das aus zwei gegenüberliegenden Hängen und einer kleinen Talsohle bestand. Das Haus sollte einerseits möglichst viel Ausblick auf die umgebende Hügelwelt bieten. Andererseits sollte es nichts von dem wenigen ebenen Bereich des Baugrundes okkupieren. Gleichzeitig aber wollten die Bauherrn Freiflächen in die Wohnwelten integriert wissen.

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Man muss kein Architekt sein, um zu verstehen, dass diese Aufgabenstellung weder alltäglich noch einfach lösbar war. Und so ersannen die Architekten aus Santa Monica eben ihr auf den ersten Blick verwirrendes Zündholzschachtel-Konzept.

Wohnlicher Schachtelturm

Sie hatten also die Idee, das Haus nicht als einzelnes Objekt zu betrachten, sondern als einen Stapel von einzeln gedachten Schachteln, die sich mehr oder weniger stark in den Hang fügen sollten. Warum es ausgerechnet Zündholzschachteln wurden, liegt an deren Eigenheit, stets über einer Art „Lade“ zu verfügen, die man herausschieben kann. Eben diese „Lade“ wurde als Freiflächen weitergesponnen. So konnte auch das Problem der im Wohnraum integrierten Freiräume elegant gelöst werden.

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Die Räume wurden wie Zündholzschachteln gedacht. Die "Lade" wurde so zur Freifläche.

Freie Flächen statt schiefe Hänge

Womit wir auch schon beim Clou wären, der diesem Objekt innewohnt. Denn so sind es nun Windfänge, Veranden, Innenhöfe, überdachte Wege und eine riesige Dachterrasse, die aus einer schiefen Hanglage mit begrenzter Grundfläche eine großflächige Villa machen. Sämtliche Außenbereiche ermöglichen zudem den erhofften Weitblick in die Bergwelt Pasadenas.

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Außerdem haben sich die Architekten intensiv darüber Gedanken gemacht, wie das Haus wirkt, wenn man drauf zukommt. Und so wurde auch für den Zugang wiederum die Hanglage einbezogen.

Lyrik führt Richtung Leben

Die Szene wird im offiziellen Präsentationstext der Architekten fast schon lyrisch beschrieben: „Dem natürlichen Gefälle folgend, bildet die Treppe einen bogenförmigen Weg zu einem überbrückten Eingangsportal. Dieses bietet gleichzeitig einen Panoramablick auf das Haus. Wenn sich die Haustüre dann öffnet, weicht die dunkle, kantige Fassade aus getäfeltem Beton einem lichtdurchfluteten Innenraum aus weichem Holz und hellen weißen Oberflächen.“

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Jedenfalls darf man sich das Betreten dieser Zündholzschachtel durchaus spektakulär ausmalen. Mit einem Schritt wandelt sich der Gesamteindruck von dunkel zu hell und die vorher dunklen Fassaden sind plötzlich bloß noch überdimensionale Bilderrahmen für den Ausblick in die Natur.

Sogar ein Kinosaal hat Platz

Im Inneren der Residenz führt schließlich eine Treppe hinunter zu einem privaten Kinosaal. Ein andere lotst den Besucher hinauf zum eigens etablierten Homeoffice, den Gäste-Suiten und schließlich zu den Wohnräumen im obersten Geschoß. Alle verfügen über integrierte Außenbereiche.

Die gigantische Dachterrasse aber raubt wohl jedem Besucher den Atem. Sie doppelt beinahe die gesamte Grundfläche des Hauses unter freiem Himmel.

Spätestens an dieser Stelle kann man davon ausgehen, dass bei jedem Besucher der Funke überspringt. Aber das darf man sich bei einer architektonischen Zündholzschachtel wohl auch wirklich erwarten …

Text: Johannes Stühlinger Bilder: Kevin Scott & Montalba Architects

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